Anfang der Woche fand ich bei Facebook eine Veranstaltung, die uns gleich interessierte: Das Römerfest in Hüfingen. Das findet dieses Wochenende statt.
Da wir eine gute Stunde Fahrt bis Hüfingen haben, habe ich gleich am Dienstag die verantwortliche Stelle angemailt, wie es dort mit Parkplätzen aussehen würde. Denn wir hatten das Problem schon, dass wir ewig weit fuhren und dann vor Ort keinen Parkplatz bekamen.
Eine nette Dame antwortet auch innerhalb von ein paar Stunden und eröffnete gleich zwei Parkmöglichkeiten. Einmal 10 Minuten Fußweg entfernt und einmal direkt am Festgelände. Beide seien auch gut ausgeschildert. Prima! :-)
Nachdem der Wocheneinkauf über die Bühne gebracht war, machten wir uns gleich auf nach Hüfingen. Der kleine Ort liegt etwas südlich von Villingen-Schwenningen. In Hüfingen haben wir (kostenlos) auf dem Parkplatz vom Festplatz (Bräunlinger Straße) geparkt. Dort waren auch noch einige Plätze frei.
Von dort ging es 10 Minuten zu Fuß, immer entlang der Breg, zum Römerfest, das auf dem Gelände der römischen Badruine stattfand.
Blick auf die Breg |
Da das Frühstück mittlerweile schon wieder über 5 Stunden her war, steuerten wir gleich das Zelt mit der Essensausgabe an. Pommes und Bratwurst bekommt man ja überall. Daher entschieden wir uns beide für das einzige, was einigermaßen "römisch" klang :-D Es gab porcellum frictus ex epitirum et panis. Zu deutsch ist das gebratenes Schweinefleisch mit Olivensalat und Fladenbrot :-)
Natürlich habe ich mir mit dem leckeren Olivenöl am Olivensalat das T-Shirt vollgesaut. Aber geschmeckt hat es wirklich sehr lecker. Es war so eine Art Gyros. Danach haben wir überlegt, was wir als nächstes machen sollen. Entschieden haben wir uns dafür, erstmal die römische Bäderruine zu besichtigen.
Die kostet normalerweise auch schon 3 EUR Eintritt pro Nase. Gestern war sie frei zugänglich und es fanden sogar 3 Führungen an diesem Tag statt. Wir hatten Glück und haben uns gleich der Führung angeschlossen, die keine 10 Minuten vorher begonnen hatte.
Wir erfuhren, dass die Ruine schon vor 1800 gefunden wurde. Weil man aber damals solche Ruinen nicht als wertvoll erachtete, wurde alles wieder zugeschüttet - war ja uninteressant.
Erst 1820 ließ Fürst Karl Egon II. zu Fürstenberg die Ruinen freilegen, nachdem man sie wiederentdeckt hatte. Er sorgte auch dafür, dass zum Schutz der Ruine, ein Dach darüber errichtet wurde. Es ist einer der allerersten Schutzbauten über einer Ausgrabung und steht somit heute selbst auch unter Denkmalschutz.
Bei der Ruine sind die dunklen Steine noch original, alle anderen sind originalgetreue Nachbildungen. Und bei der Dachkonstruktion sind auch noch originale Holzbalken von 1820 erhalten.
Die Römer haben ihre "Badetage" regelrecht zelebriert. Es gab verschiedene Räume mit verschiedenen Wassertemperaturen und sogar so eine Art Sauna. Wir haben gelernt, dass sie sich zur Reinigung und Pflege mit Öl haben einreiben lassen und es einen eigenen Berufsstand gab, der nur dazu da war, um mit einem Spatel das überschüssige Öl samt Dreck wieder von der Haut zu schaben.
Die reichen Römer hatten extra Angestellte, die den ganzen Tag nur auf der Latrine saßen, um dort für die Herrschaften einen Platz frei zu halten. Denn die Römer erledigten auf dem Klo im wahrsten Sinne des Wortes ihre Geschäfte und so kam es, dass ein Platz auf dem Örtchen - das damals alles andere als still war - schonmal stundenlang belegt war. Wie praktisch, wenn man da einen "Platzhalter" hinsetzen konnte ;-) Das Abwasser aus dem Bad floss über Kanäle unter den Latrinen hindurch und so fand eine ständige Spülung der Hinterlassenschaften statt. Ein Hygienestandard, der im Mittelalter schon wieder verlorengegangen war.
Nach der tollen Führung in der Badruine machten wir uns wieder hinab zum Festplatz. Dort kamen wir gerade richtig für den Aufmarsch der Römer, die dort auf eine Gruppe Kelten und Alemannen trafen und ein kleines Gefecht losbrach.
Übersicht Römerfest Hüfingen |
Römischer Schildwall |
Kelten & Alemannen |
Als die Vorführung vorbei war, schauten wir uns das Kelten-/Alemannenlager genauer an. Dort wurde gewebt, geschmiedet und Bögen hergestellt. Einer der Alemannen erklärte Abwehrtechniken mit dem Schwert (eine Parierstange gab es damals noch nicht). Sehr kompliziert das Ganze. Es gibt eine Fülle von Dingen, die im Kampfgetümmel beachtet werden mussten, um Arme, Beine und Hände zu behalten.
Alemannen-/Kelten Lager |
Hinter der Palisade kampieren die Römer |
Verstanden habe ich, dass in den doch relativ kleinen Zelten, bis zu 8 Männer schlafen mussten. Von Privatsphäre keine Spur. Und das die Römer eigentlich immer lieber den Rückzug antraten, wenn sie auf die Germanen/Alemannen/Kelten trafen. Denn die Römer waren ja bezahlte Krieger, die in einem Fremden Land gegen die Einheimischen kämpfen mussten, die ihr Land und ihre Familien zu verteidigen versuchten.
Zelt des Medicus |
Damals gab es auf den Schlachtfeldern tatsächlich mehr Verletzte als Tote. Der römische Medicus erklärte, was man damals alles schon machen konnte. Viel habe ich allerdings nicht verstanden. Außer, dass gegen Schmerzen eine hochgiftige Pflanze vom Medicus gekaut wurde und sein Speichel über die schmerzende Stelle geschmiert wurde, um den Schmerz zu lindern. Nur der Medicus durfte die giftigen Blätter kauen, denn das Verschlucken der Blätter oder des "kontaminierten" Speichels hätte zum Tode geführt.
Der Medicus erklärt - auf Schwiizer Dütsch :-D |
römische Garküche |
Römerlager |
Karte von Italien - Römer-Version |
Ein Herr knüpfte gerade an einem Kettenhemd und auf meine Frage, wie lange er für so ein Hemd brauchen würde sagte er: "Ach, so rund 300 Stunden." DREIHUNDERT STUNDEN?! Der helle Wahnsinn! Und das nur für ein einziges Hemd. Jetzt überlegt mal, wieviele Römer früher so in den Kampf zogen. So ein Kettenhemd, erzählte er uns, wiegt (je nach Größe) zwischen 6 und 10 kg. Dazu kommt noch die ganze Ausrüstung und Bewaffnung, die getragen werden musste. Dann mal fröhliches marschieren. Mit einem Grinsen erzählte er dann noch, dass so ein Kettenhemd allerdings auf Dauer viel bequemer sei, als so eine Plattenpanzerung, die die Offiziere eher getragen haben.
Inzwischen war es schon nach 16 Uhr. Wir waren schon gute 3 Stunden auf dem Römerfest - es kam uns gar nicht so lange vor! Auf den Schreck mussten wir erstmal das Essenszelt wieder ansteuern und uns ein Stück Kuchen gönnen :-D
Eigentlich wollten wir danach den Heimweg antreten. Aber dann kam Bewegung in die Menschen und man versammelte sich vor der kleinen Bühne. Die Show wollten wir uns dann doch nicht entgehen lassen. Es wurde Bauchtanz aufgeführt. Richtig toll :-)
Omnia Tempus Habent - Alles hat seine Zeit |
Die Vorführung ging nochmal eine gute halbe Stunde. Aber dann machten wir uns tatsächlich auf den Heimweg.
Gegen 17:30 Uhr waren wir wieder in Freiburg. Auf dem Weg nach Hause hatten wir das "Vergnügen", als erstes an der Ampel mit Schwabentor-Blick zu stehen. Ich hab gleich das Handy gezückt und ein Bild gemacht. Sowas passiert uns nämlich nicht oft. Wenn man im Auto sitzt, hat man erst das Gefühl, man fährt direkt auf das Tor zu. Aber kurz vorher macht die Straße einen Schwenk nach rechts und man fährt am Tor vorbei :-)
Ein paar Minuten später waren wir dann Zuhause und völlig platt. Es war ein langer Tag, aber richtig toll - nicht so toll wie damals in Augustdorf, aber für die Größe super gemacht.
So ein Römerfest habe ich nämlich im Juni 2006 in Augustdorf, zwischen Bielefeld und Paderborn, schonmal besucht. Das war allerdings um einiges größer und dort wurden sogar Kämpfe zu Pferde demonstriert. Leider gibt es die Römertage in Augustdort nicht mehr :-( Hier noch ein paar Impressionen von damals:
Damals in Augustdorf gab es 40 Gruppen, die für römisches Feeling gesorgt haben. Gestern in Hüfingen waren es eine Hand voll Römer, ein paar Kelten/Alemannen und die Bauchtanzgruppe. Also, eigentlich kein Vergleich. Und trotzdem hat es mir auch in Hüfingen gut gefallen :-)