Samstag, 8. September 2018

Wie sind wir eigentlich zum Wandern gekommen?

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Unter den letzten Wunschgewicht Post hat Frau K mir folgende Frage gestellt: 

"Eine Frage trage ich schon seit einiger Zeit mit mir herum, vergesse aber immer wieder sie zu stellen, aber jetzt denk ich mal dran! Die Frage ist: wie seid ihr junge Leute eigentlich auf den Geschmack vom Wandern gekommen? Ich bin mit meinen Eltern ja (zwangsläufig..und eher unlustig) auch viel Wandern gegangen, vor allem in Österreich, meine Schwester jammert heute noch darüber, wie "schrecklich" das immer war, und als Erwachsene hab ich das dann völlig aufgegeben, bis ich dann vor wenigen Jahren per Zufall wieder auf den Geschmack kam - daher würde es mich mal interessieren, wie das bei euch war!"

Das ist eigentlich eine gute Frage :-) Wie ich zum wandern gekommen bin, weiß ich natürlich. Schatz ist schuld ;-) Ehrlich gesagt, hab ich Schatz bis heute noch nie gefragt, wie das bei ihm war, denn als ich ihn kennenlernte, war er schon sehr wanderfreudig :-D Also, den Mann mal interviewen...

Schatz scheint einer von wenigen Menschen zu sein, die ich kenne, der mit seinen Eltern NIE wandern MUSSTE :-D Er ist ein waschechtes Stadtkind, aber trotzdem sehr naturverbunden. Mit seinen Eltern hat er immer eher Ausflüge als Wanderungen gemacht. Sein Vater war, laut seiner Aussage, eher "lauffaul". Gelaufen ist er daher hauptsächlich mit seiner Mutter (die konnte ja damals noch). Er hat erzählt, dass sein Vater sie oft irgendwo abgesetzt hat und dann weiter gefahren ist und die zwei sind dann zu ihm und zum Auto gelaufen.

Als ich Schatz kennenlernte, hat er sich als "Naturbursche" ausgegeben - ich bin drauf reingefallen :-D Erst später stellte ich fest, dass er von den Vorgängen in der Natur nicht wirklich viel Ahnung hatte - Stadtkind halt. Mit seiner Ex hat er ab und an mal kleine Wanderungen unternommen. Er suchte schon seit längerem die Ruhe in der Natur als Ausgleich zum lauten, hektischen Stadtleben und zum Stress im Job. Aber seine Ex war wohl auch nur gelegentlich mal zu richtigen Wanderungen zu motivieren. Sie war eher ein Couch-Potato. Die Mutter seines Sohnes war sogar noch schlimmer was Bewegung in der Natur anging.

Und ich? Ich war eines der Kinder, die früher mit den Eltern und Großeltern auch mal "wandern" musste. Bei uns hieß das immer: "Kommt, wir gehen jetzt im Wald spazieren!" Und ich hab es gehasst!
1985 in der Gelänge mit Mama
Mai 1986
Frühjahr 1990, unser Cousin, mein Bruder und ich
1990 - mein Bruder und ich
Denn wir bekamen als Kinder schon beigebracht, dass man im Wald leise zu sein hat - damit man auch mal ein paar Tiere sieht. Das heißt, wir durften nicht im Unterholz rumkriechen, nicht rumrennen und vor allem nicht laut sein. Kurz: Für uns Kinder war es sterbenslangweilig.

Im Gegensatz zu Schatz bin ich aber auf dem Land groß geworden. Daher waren wir als Kinder eigentlich immer in der Natur und draußen. Wir haben im Wald gespielt, Baumhäuser gebaut, im hohen Gras der ungemähten Weiden Gänge angelegt, sind auf Bäume geklettert und haben an Bächen und Flüssen gespielt und sind dort auch geschwommen. Wir waren immer in der Natur, aber wandern war doof.
Blick vom Medebacher Kahlen Richtung Glindfeld
Als Teenager habe ich dann das Fotografieren für mich entdeckt. Und so habe ich dann auch mal größere Strecken in der Natur zurück gelegt, um schöne Bilder zu machen. Wandern war das aber noch nicht.
April 2007
April 2007 im heimischen Sauerland
Als ich dann den "Naturburschen" kennenlernte hab ich mich gefreut, denn alleine unterwegs zu sein fand ich immer etwas öde. Wenn man dann zu zweit etwas draußen sein könnte und ich trotzdem noch schöne Bilder bekäme, das wäre doch nett :-) Zum RICHTIGEN WANDERN bin ich daher eher nach und nach gekommen.
Medebacher Osterfeuer 2007
Ich zog 2007 nach Freiburg. Mit Schatz war ich dann mal kurze Strecken im Wald unterwegs. Da ist dann auch unsere "Jahrestags-Wanderung" entstanden, die damals eigentlich nur ein größerer Spaziergang gewesen ist :-)
Das erste Mal auf der späteren "Jahrestags-Wanderung" im Sternwald im Juni 2007
Anfangs waren wir aber doch vorwiegend in den umliegenden Orten unterwegs, um mein neues Zuhause kennenzulernen. Damals wog ich auch noch zwischen 110 und 115 kg und der Schwarzwald ist jetzt nicht unbedingt flach. Die meisten Strecken im Wald waren daher für mich auch "doof", weil ich sie einfach viel zu anstrengend fand.
Schloss Heitersheim 2007
Blick von der Burg Baden 2007
Burg Staufen 2007
Unsere ERSTE RICHTIGE Wanderung haben wir im Sommerurlaub 2008 gemacht - das war unser erster gemeinsamer Urlaub. Da sind wir nämlich durch die Wutachschlucht gewandert :-) Und da bin ich dann auf den "Geschmack gekommen".


Denn die Wutachschlucht war wunderschön. Diese Landschaft, der Fluss, die Felswände, das viele Grün und die schmalen Pfade. Herrlich!


Da ja Fotografieren mein liebstes Hobby war und ist, kam ich dort voll auf meine Kosten :-D Und mir ist das erste Mal bewusst geworden, dass man die schönsten Ecken nicht mit dem Auto erreichen kann.

Blick in die Wutachschlucht 2008

Danach haben wir dann öfters mal eine Wanderung gemacht. Das heißt, am Anfang ist Schatz gewandert und ich habe mich die "scheiß Berge" raufgequält (mit meinen teils 115 kg Schlachtgewicht), um ein paar schöne Bilder zu bekommen :-D

Die Bergauf-Abschnitte habe ich weiterhin gehasst. Ich lief purpurrot an, habe geschnauft wie eine alte Dampflok und war nur am meckern. Schatz musste alle paar Meter stehen bleiben, um auf mich zu warten. Der Mann hat eine Engelsgeduld :-D
Nach dem Aufstieg zur Katharinenkapelle im Kaiserstuhl 2009
Unterhaltungen waren in dieser Zeit während der Wanderung nicht möglich, da ich zu sehr mit atmen beschäftigt war :-D Ich kann mich erinnern, dass wir, als wir das erste Mal den Rosskopf rauf sind, fast 4 Stunden bis zu den Windrädern gebraucht haben. Inzwischen schaffe ich den Weg in gut 2,5 Stunden. Das Wandern sah ich also Anfangs eher als Mittel zum Zweck.

Ich weiß nicht mehr wann genau es passiert ist. Es war ein schleichender Prozess. Aber irgendwann fand ich dann auch den Weg zu meinen Fotomotiven toll und mir machte das Wandern plötzlich Spaß. Mittlerweile kann ich mir das Leben ohne Wandern nicht mehr vorstellen :-D

Vielleicht sind wir da echt eine Ausnahme. Denn wenn wir so unterwegs sind, begegnen uns tatsächlich nur wenige Menschen in unserem Alter.

Ich genieße das Wandern. Das langsame Gehen in der Natur. Die Ruhe im Wald. Raus aus der lauten Stadt und mal abschalten. Und es ist wahr: Die schönsten Orte, die ich bisher in meinem Leben gesehen habe, habe ich beim Wandern entdeckt. Weit ab von jeglicher Straße. Nicht mit dem Auto erreichbar.

Mein eines großes Hobby, das Fotografieren, hat mich zu meinem zweiten großen Hobby, dem Wandern gebracht :-D Und ich bin heilfroh, dass Schatz mich damals dazu animiert hat, auch mal größere Strecken zu laufen und richtig zu wandern. Sonst wäre das heute sicherlich auch anders. Denn Schatz ist heute auch der "Naturbursche", der er damals immer sein wollte, aber noch nicht war :-D Wir haben uns also gegenseitig geholfen und so das Wandern für uns entdeckt.

Positiver Nebeneffekt: Das Wandern ist ein sehr kostengünstiges Hobby. Das ist für uns auch toll, da wir ja nicht so viel Geld zur Verfügung haben ;-)

4 Kommentare:

  1. Wandern würde ich unsere Ausflüge in die Natur auch nicht nennen. Wir gehen große Runden. Vor wenigen Wochen noch mit Hund, Heute muss ich erst wieder lernen und verstehen das wir nur zu zweit sind. Der Hund war immer ein Grund los zu gehen, der liebte die viele Bewegung. Ich habe es immer als schöne Zeit nur für uns zwei gesehen. Reden über Dinge die sonst zu kurz kommen, die im Alltag unter gehen. Denn auch unsere Kinder wollten unterwegs etwas erleben, wir Erwachsenen brauchten aber kein Abenteuer. Und so hat es sich ergeben das wir irgendwann ohne Kinder etwas unternehmen um das bewusste Dasein zu genießen. Zeit mit dem Lieblingsmann ohne Termin zu verbringen. Das da einige Kilometer zusammen kommen, ist dann eher Zufall. Auch das Fotografieren habe ich als Kind für mich entdeckt. Jedes mal freue ich mich wie Bolle wenn die Bilder schön sind. Und die besonders gelungenen landen auf dem Blog. Das ist für mich eine tolle Möglichkeit noch die Umstände oder Begebenheiten einzufügen. Denn vor Jahren sind alle Bilder von zwei Jahren im Nirvana verschollen. Die vom Blog waren erhalten. Und Alben zu führen und füllen ist mir mit ler Weile zu aufwändig und auch zu kostenintensiv.
    LG heidi

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    1. Ich hab mal angefangen, die schönsten Bilder eines Jahres als Fotobuch zu gestalten. Allerdings hänge ich aktuell 2 Jahre hinterher. Das mit eurem Hund tut mir leid. Ja, so ein Hund bringt einen auch vor die Tür. Aus diesem Grund hat sich meine Mutter ja auch vor 4 Jahren einen angeschafft.

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  2. DAS nenne ich mal eine unterhaltsame Wanderlust-Entstehungs-Geschichte! Ich muss auch viel lächeln beim Lesen, die süßen Kinderfotos und der Nicht-Naturbursche, der erst zu einem verwandelt wurde, köstlich! Da bin ich ja jetzt direkt froh, dass ich gefragt hatte - und ich überlege gerade, ob ich auch einen ähnlichen Beitrag bei mir poste...ich hab aber kaum Kinderfotos, in den 50ern und 60ern wurde nicht so viel geknipst..aber erst mal meine Etappen abarbeiten, muss noch den Plan für morgen machen

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  3. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich quasi auch im Beitrag vorkomme - mein Gedächtnis... - jetzt muss ich das gleich nochmal lesen weil ich NIX mehr davon weiß bzw. behalten habe (schäm) - hab nur den Hinweis auf dem neuen Blog gefunden und dachte, na das muss ich mal lesen, wie sie dazu gekommen sind (meine Jungs würden jetzt wieder den Kopf über mich schütteln)

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