Samstag, 21. März 2020

Wunschgewicht: KW 12 - 2020

[Dieser Beitrag kann indirekt Werbung ohne Auftrag enthalten, durch Markennennung, Ortsnennung oder Verlinkung]




Samstag war unser Einkaufstag. Mir schwante schon Böses, als AA von ihren leeren Regalen in Karlsruhe berichtete. Nur war sie schon im Laden gewesen, als wir gerade aufstanden. Nein! Ich will mir von diesem blöden Virus und den verrückten Hamsterkäufern nicht mein Wochenende kaputt machen lassen. Die einzigen zwei Tage in der Woche, wo ich nicht um 6 Uhr aufstehen muss!

Wir haben uns also nicht bekloppt machen lassen und sind wie üblich erst gegen 10 Uhr los. Gleich zu beginn im Discounter erwarteten uns leere Regale. Und ich war heilfroh, dass ich bereits am Donnerstag die Teile aus eben diesen Regalen ergattert hatte, denn am Samstag waren sie nicht mehr zu bekommen.
Brot, Brötchen und Toast
Nudeln und Reis
H-Milch (1,5 %)

Die Apokalypse hab ich mir mit
Zombies und Pumpguns vorgestellt
und nicht mit Händewaschen und 
Zuhause bleiben.

Klopapier und Küchenrolle

Warum gibt es zur Zeit kein Klopapier?
Einer niest und 500 scheißen sich in die Hose!

gehackte Tomaten
Alles andere, was auf unserem Einkaufszettel stand, haben wir fast alles bekommen und sind jetzt für die nächsten 14 Tage erstmal wieder essenstechnisch gerüstet. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Nichtsdestotrotz habe ich mich beim Anblick der schon wieder leeren Regale dazu verleiten lassen - ja, geradezu genötigt gefühlt - auch etwas mehr zu kaufen, als wir eigentlich brauchen. Total bescheuert eigentlich. Denn genau das wollte ich doch eigentlich gar nicht!

Vom Discounter ging es weiter zum Supermarkt. Dort das gleiche Schauspiel. Im Moment ist sich jeder selbst der nächste. Aber was machen die Leuten mit so viel Klopapier und Nudeln?
Nudelregal - Spätzle hätte es noch reichlich gegeben, brauchten wir aber nicht
Auf dem Weg zum Thunfisch kamen wir an den Dosensuppen vorbei. Corona oder weil sie im Angebot waren? Wer kann das heute schon sagen...
Dosensuppen/ -eintöpfe
Immerhin ein Gutes scheint die Corona-Krise zu haben. Offenbar wirken sich die abstürzenden Börsenkurse positiv auf den Benzinpreis aus. So günstig haben wir seit einer Ewigkeit nicht mehr getankt :-)
Zuhause haben wir dann unsere Einkäufe verräumt und ich habe alles was wir gekauft haben, obwohl wir es eigentlich gar nicht brauchen in eine Box gestapelt. Solange wir den Keller noch nicht ausgemistet und aufgeräumt haben, können wir da eh nichts lagern. Also steht die Box jetzt im Gästezimmer.
Zumindest habe ich nur Sachen mitgenommen, die wir auch wirklich irgendwann verbrauchen werden und nicht hirn- und wahllos irgendwas gekauft. Das scheinen manche Menschen tatsächlich zu tun. Wieso sonst braucht man plötzlich so viel Mehl und Aufbackbrötchen?
Ja, zwei Gläser Schoko-Aufstrich - der Mann wollte auf Nummer sicher gehen :-D
Danach haben wir uns zu Fuß aufgemacht, um SchwieMu mit ihren Einkäufen zu helfen. Die etwas über 5 km haben wir in einer Stunde geschafft.
Bei SchwieMu hatten wir angeboten, dass wir alleine in den Supermarkt gehen und ihr dort das gewünschte besorgen. Risikogruppe und so. Aber davon wollte SchwieMu nichts wissen. Sie war froh, rauszukommen und endlich mal wieder selbst einkaufen zu können. Die Gefahr, sich dabei mit irgendwas anstecken zu können, war da wohl zweitrangig. Auch das Thema Handhygiene ist bei ihr wohl noch nicht so recht angekommen. Immerhin WIR haben alles menschenmögliche getan, brav die Hände gewaschen und Abstand zu SchwieMu gehalten, soweit möglich.

Im Supermarkt haben wir für sie alles bekommen, sogar die letzten 8 Tetrapacks mit laktosefreier H-Milch (natürlich von der teuren Sorte). Der ältere Herr vor uns an der Kasse hat uns dann noch blöde angemacht, weil wir gleich 8 Liter Milch gekauft haben. Das SchwieMu aber alleine nicht einkaufen kann und wir nicht jeden Tag Zeit haben, ihr was zu besorgen, das hat ihn mal so gar nicht interessiert. Hauptsache sein Six-Pack Bier ist noch da...Idiot!

Wouldn't it be ironic,
if Trump was brought down
by a virus from China,
named after a Mexican beer!

Am Abend haben wir uns dann - auch per Pedes - wieder auf den Heimweg gemacht. Unterwegs sind wir noch spontan in den Baumarkt gegangen, um ein Schild für die Badezimmertür zu besorgen. Das wollte ich schon ewig mal machen, habe es aber dauernd vergessen :-)
Und noch spontaner war der dritte Supermarktbesuch an diesem Tag. Für ein Schächtelchen Kresse. Wir hatten unterwegs im Wald beschlossen, das Kartoffelpüree zum Abendessen mit Kresse aufzupeppen :-) Nachdem die Leute vor uns eingekauft haben, als gäbe es nie wieder etwas, waren wir mit unserem 49 Cent Schächtelchen Kresse wohl ein etwas skurriler Anblick :-D

Daheim gab es dann Seelachsfilet mit Brokkoli und Kartoffelpüree. Letzteres aufgepeppt mit etwas Gartenkresse und einem Löffel Sahnemeerrettich. Saulecker!
Sonntag sind wir dann wandern gegangen. Das Wetter war perfekt und wegen schlechtem Wetter und der Erkältung waren wir ja schon wieder 3-4 Wochen nicht wandern gewesen. Da F uns ja bereits abgesagt hatte, haben wir uns mal eine etwas anspruchsvollere Strecke ausgesucht, die praktischerweise auch von der Haustür aus startete, so dass wir auch noch ausschlafen konnten :-)

So wanderten wir den Rosskopf hinauf und über das Streckereck hinab nach Glottertal. Uns sind noch nie so viele Menschen oben im Wald begegnet. Dabei ist auf dem Rosskopf eigentlich immer gut was los, weil er so stadtnah ist. Aber so viel wie am Sonntag war dort noch nie los... lag wahrscheinlich daran, weil Museen, Kinos und Theater bereits geschlossen waren und die Leute nach Alternativen suchten.

Die 20 Minuten Wartezeit auf den nächsten Bus haben wir mit einem leckeren Eis überbrückt. Im Eiscafé keine Spur von Corona-Hysterie. Die Leute genossen einfach das tolle Wetter.
Im Bus merkte man Corona dann aber doch wieder. Die erste Sitzreihe war mit Flatterband abgesperrt, damit die Fahrgäste keinen Kontakt zum Busfahrer haben. Fahrkarten konnte man dort so natürlich auch nicht kaufen. Aber das war für uns kein Problem, da ich Schatz kostenlos auf meiner Monatskarte mitnehmen konnte. Und viele Fahrgäste gab es eh nicht.
In der S-Bahn dann das gleiche. Das komplette Abteil hinter dem Zugführer war abgesperrt. Auch in der S-Bahn war sehr wenig los, was die Anzahl der Fahrgäste betraf. Inzwischen mache ich mir mehr Sorgen, mich im Supermarkt zu anzustecken, als in den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Montag hatte uns dann der Arbeitsalltag wieder. Sowohl Schatz' als auch mein Arbeitgeber haben noch nichts von Firmenschließung oder sonstigen Einschränkungen verlauten lassen. Also gehen wir weiter arbeiten. Es lenkt von dem ganzen Corona-Wahnsinn ab und wir brauchen das Geld.

Während also bei uns auf Arbeit alles seinen gewohnten Gang nahm, hat Deutschland reichlich Maßnahmen ergriffen, um die Ansteckungswelle zu verlangsamen. Ich bin gespannt, wie sich der Maßnahmenkatalog für Baden-Württemberg auf unseren Alltag auswirken wird. Seit Montag sind nämlich auch alle Geschäfte geschlossen, die keine Lebensmittel oder sonstiges für den täglichen Bedarf verkaufen.
Die verwaiste Freiburger Einkaufsmeile
Beim Montagstelefonat mit Papa ließ sich heraushören, dass es dort wohl reichlich Unklarheiten gibt, was die Umsetzung der dortigen Eindämmung der Virusausbreitung angeht. Hier in BW wurden die meisten Cafés, Restaurants und Bars geschlossen, Fitnessstudios, Tierparks, Freizeitparks, Museen und Co. Schulen und Kitas bleiben geschlossen - was es mir auf der Arbeit tatsächlich gerade tierisch erleichtert, Termine mit den Kunden auszumachen, weil plötzlich so viele "erzwungene Freizeit" haben.
Wurst und Käse
Nach der Arbeit war ich nochmal beim Discounter. Dort habe ich die am Samstag vergessenen Mandeln bekommen. Alles andere sah noch schlimmer aus als am Wochenende. Wurst und Käse, Brot, Brötchen, Toast, Haferflocken, Müsli, Milch, Joghurt, Klopapier, Nudeln, Reis, Mehl, Eier, Öl, Tempos, Seife, Gemüse- und Obstkonserven....alles weg!
Zuhause gab es Mango-Reissalat von WW. Wir essen ihn gerne lauwarm :-) Leider habe ich dann mit zwei pinken Donuts mein Budget völlig in die roten Zahlen getrieben.

Dienstag hat Chefe unsere Maßnahmen in der Corona-Krise verkündet. Eigentlich bleibt alles beim alten. Nur soll ich jetzt die Kunden, mit denen wir schon Termine haben, vorher nochmal anrufen und fragen, ob es ihnen recht ist, dass wir kommen, oder ob sie die Termine lieber verschieben würden. Tatsächlich haben sich alle gefreut, dass wir so sensibel mit dem Thema umgehen und nur eine Kundin hat tatsächlich den Termin abgesagt - aber weil ihre Tochter krank ist. Zwar kein Corona, aber sie wollen trotzdem nicht unnötig viele Leute im Haus haben. Das ist völlig OK. Alle anderen freuen sich, dass wir noch arbeiten.

Der Weg zur Arbeit war am Dienstag irgendwie sehr irreal. An meiner Haltestelle standen (mit mir) nur vier Leute. An der Umstiegshaltestelle in der City waren wir nur zu zweit. Die gegenüberliegende Haltestelle in der Stadtmitte - sonst völlig überfüllt mit Schülern und Pendlern - war total leer. Auch in der Stadt selbst war so gut wie niemand unterwegs. Es wirkte fast wie ausgestorben. So kenne ich das sonst nur vom frühen Sonntagmorgen. Es wird wohl ein paar Tage dauern, bis ich mich an den Anblick gewöhnt habe.

Mit der Straßenbahn fahre ich inzwischen sehr gerne. Sie ist so leer, dass jeder seinen eigenen "Sicherheitsbereich" hat. Die paar, die wirklich noch fahren husten und rotzen nicht. Wir sind pünktlich wie in den Sommerferien :-)

Die Rede von Frau Merkel war
übrigens eine sehr lange
Fassung von: "Entweder, ihr
packt jetzt endlich mal 
euren Arsch auf's Sofa, oder
es gibt Hausarrest!"

Im Radio wurden die ganzen Schüler nochmal ermahnt, daheim zu bleiben, auch wenn keine Schule ist. Scheinbar haben sich am Montag, nach dem offiziellen Start der "Corona-Ferien" reichlich Schüler auf Plätzen und in den Parks zusammengerottet, um den Ferienbeginn "zu feiern". Das ist ja nun wahrlich nicht der Sinn dieser Maßnahmen ;-)
Fast alleine in der StraBa auf dem Heimweg
Dadurch, dass das öffentliche Leben so arg eingeschränkt ist, haben wir auch auf Arbeit weniger zu tun als sonst um diese Jahreszeit.

Nach der Arbeit habe ich, weil ich eh dort vorbei kam, einer Kundin noch ein Ersatzteil vorbei gebracht. Sie gehört auch zur Risikogruppe, war am Morgen im Geschäft gewesen und wollte es mitnehmen. Da ich es ihr aber nicht geben konnte und die Jungs gerade nicht da waren, hatte ich ihr angeboten, es ihr am Abend vorbei zu bringen. Darüber hat sie sich sehr gefreut.
Aussicht beim Besuch unserer Kundin

Den Besuch bei unseren Freunden in Stuttgart nach Ostern, können wir wohl knicken - so wie es aktuell zumindest aussieht. Was aus unserem Mädelswochenende im Mai wird? Wir hoffen noch, dass es stattfinden kann. In den paar Wochen kann noch viel passieren - auch Positives! Man soll die Hoffnung nie aufgeben ;-)
Zum Abendessen gab es Frikadellen mit Kohlrabi und Kartoffeln.

Mittwoch wieder herrlichster Sonnenschein. Der junge Kollege wird langsam etwas zu hysterisch für meinen Geschmack. Er hängte sich daran auf, dass in der Regierungsmittelung die Handwerksbetriebe nicht aufgezählt waren bei der Liste von "Geschäften", die offen bleiben dürfen. Chefe hatte immer noch nichts Gegenteiliges verlauten lassen, also fahre ich weiter zur Arbeit.

Aber es ist sehr ruhig im Büro. Die Kunden, für die die Ware schon da ist, sind froh, dass wir kommen. "Ja, kommen Sie. Wer weiß, was noch alles kommt?!". Das höre ich oft, die letzten Tage.

Inzwischen bereue ich meine Zuversicht und das "Vertrauen in die Menschheit" etwas. Uns wäre in ein paar Tagen das Toilettenpapier ausgegangen. Auf Grund der aktuellen Lage (leere Regale und auch online nichts zu bestellen), war ich jetzt schon frühzeitig auf der Jagd nach einer Packung Ersatz-Klopapier - bevor es uns tatsächlich ausgeht. Egal in welchen Laden ich kam - es war nichts mehr zu bekommen. In unserem Edeka gab es am Dienstag Nachmittag eine neue Lieferung. Eine ganze Palette. Am Abend, als ich die Gelegenheit hatte zum einkaufen, war schon wieder alles weg. Es ist zum heulen. Bei Ebay wird Klopapier für 30 - 60 EUR verhökert. Die Menschheit dreht durch. Aber das ist ein globales Problem. Denn auch in Australien und in England gibt es aktuell kein Klopapier zu kaufen - das weiß ich von einer Freundin und einer Bekannten. In Krisenzeiten ist sich scheinbar doch jeder selbst der Nächste.

Es war ein sonniger Montag Morgen
im Jahr 2053. Johnny ging ins Bad, weil 
er mal musste. Aber für Johnny war dies
kein Tag wie jeder andere.
Heute war der Tag, an dem er die letzte
Packung Toilettenpapier öffnen würde,
die seine Eltern im Jahr 2020
gekauft hatten.

Da Schatz am Morgen auch kein Klopapier ergattern konnte - stattdessen brachte er Küchenrolle mit (was soll ich damit?) - fuhr ich nach der Arbeit in die City, um noch ein paar Läden abzuklappern. Irgendwann musste ich doch mal Glück haben. Ich kann mir mit meiner spärlichen Freizeit auch was schöneres vorstellen, als jeden Abend auf die Suche nach Klopapier zu gehen...

In der SchwarzwaldCity hatte ich dann Glück beim Discounter. Dort habe ich endlich Klopapier gefunden. Überschwänglich habe ich gleich zwei Packungen genommen - dann können wir SchwieMu auch eine bringen. Mit der dadurch folgenden Diskussion mit der Verkäuferin hätte ich im Leben nicht gerechnet. Ansage: Nur eine Packung pro Haushalt! Ja, eine für uns und eine für meine 83-jährige Schwiegermama, die im Rollstuhl sitzt und die Wohnung nicht alleine verlassen kann! Meine Frage, ob ich die alte Dame in ihrem eigenen Dreck sitzen lassen soll, wurde nur mit betretenem Schweigen beantwortet. Am Ende bot ich sogar an, SchwieMu anzurufen, um die Bestätigung von ihr persönlich zu bekommen. Am Ende durfte ich die zweite Packung tatsächlich mitnehmen. Himmel hilf! Was für ein Chaos...
Zuhause gab es die Schnitzel-Spätzle-Pfanne von WW.

Donnerstag war es im Büro recht seltsam. Chefe wechselte innerhalb von 2 Stunden von "noch völlig gelassen" zu "leicht hysterisch". Wir haben jetzt ein winziges bisschen selbstgebrautes Desinfektionsmittel, einen genügenden Nachschub an Flüssigseife (wie ich die hasse!) und Einmal-Handschuhe für die Monteure, die sich unterwegs nicht so häufig die Hände waschen können. Wir versuchen Abstand zueinander zu wahren - was teilweise nicht so einfach ist im Büroalltag. Aber wir bemühen uns.
In den alten Straßenbahnen ohne Kabine werden die Fahrer auch "abgesperrt"
Die Türen bleiben alle geöffnet, um unnötigen Kontakt mit den Türklinken zu vermeiden. Außer im WC natürlich. Da ist dann auf besondere Hygiene zu achten, weil wir eine Unisex-Toilette für alle Mitarbeiter haben (so viele sind wir ja nicht). Und IHRE Bürotür bleibt auch geschlossen. Da die Ladentür ja aufsteht, ist es der Dame bei 18 Grad Außentemperatur zu kalt. Soll sie mit ihren Bazillen alleine in ihrem stickigen Büro hocken. Sie wäscht sich nichtmal die Hände, wenn sie von der Straßenbahn ins Büro kommt.
Ansonsten lief der Büroalltag fast normal. Es ist definitiv ruhiger als sonst um diese Jahreszeit. Nur die Laufkundschaft ist mehr geworden - vornehmlich ältere Herrschaften, die ja eigentlich auch daheim bleiben sollten. Gerade am Donnerstag kam so ein älteres Ehepaar zu uns, ohne sich um den nötigen Abstand zu scheren und wegen einer Reparatur, die man auch auf später im Jahr hätte gut verschieben können - es war nichts wichtiges. Nur eine sich langsam lösende Naht am Einfassband. Chefe hat sich tierisch über die zwei aufgeregt und musste wirklich an sich halten, denen nicht ein paar Takte zu erzählen.

Speditionen und Paketdienste verzichten - bis auf den Wirrkopf von DPD - darauf, uns auf ihren Geräten unterschreiben zu lassen.

In der Straßenbahn hatte ich am späten Nachmittag zwei richtig Helle. Ich schätzte die Dämlichkeiten auf irgendwo zwischen 14 und 18 Jahren. Beide aufgebrezelt und sich weiter optimierend zwei Reihen vor mir. Corona-Ferien wollen optimal genutzt werden. Die beiden wollten doch tatsächlich shoppen gehen. Zuerst hab ich gedacht, die veralbern sich nur gegenseitig - sind doch seit Montag alle Geschäfte zu, die keine Lebensmittel oder Dinge für den täglichen Bedarf verkaufen. Doch dann fuhr die Bahn in die Stadtmitte ein, die beiden rissen die Augen auf, als sie aus dem Fenster schauten: "Alta! Guck mal, die Läden haben ja alle zu! Was soll die Scheiße? Was sollen wir denn jetzt hier machen?"

Ich hab mich kurz umgeschaut. Versteckte Kamera? Nein. Die zwei Hohlbirnen hatten tatsächlich noch nichts mitbekommen. Ich denk noch so, dass wegen solchen Vollpfosten demnächst wohl die Ausgangssperre kommen wird - nur ein paar Stunden später war sie dann tatsächlich da. Zumindest erstmal für Freiburg. Noch nicht ganz so strikt wie in den Nachbarländern, aber sie ist da. Erstmal recht locker und für 14 Tage. Evtl. würde noch "nachgebessert". Das hängt jetzt von uns allen ab. Denn da die Stadt keine Lust hatte, weiterhin diese wilden Corona-Partys und Massenzusammenkünfte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu zerschlagen, dürfen wir jetzt nur noch raus, um zur Arbeit zu gehen, zum Arzt oder zum Einkaufen. Wir dürfen raus zum spazieren gehen und Sport machen, aber nur noch alleine oder zu zweit bzw. mit Personen aus dem gleichen Haushalt. Zu anderen Menschen ist ein Abstand von 1,5 bis 2 Metern einzuhalten. Verstöße werden NOCH nicht bestraft. Ich bin gespannt, ob nun auch der letzte Idiot kapiert hat, dass das ganze KEIN Spaß ist. Trotzdem darf man seinen Humor nicht verlieren - der macht das Ganze (für mich zumindest) ein bisschen erträglicher ;-)

Immerhin konnte ich bei meiner Seifenfrau - die hatte noch mehr als genug Seife, und zwar die richtig gute! - noch ein paar Klötze Seife einkaufen. Ich will nicht wieder zurück zu normalem Duschgel wechseln, nur weil gerade die Welt untergeht ;-) Der hatte ich am Abend vorher eine Mail geschickt und gefragt, ob sie denn überhaupt auf hat. Hatte sie :-)

Wieder an der Haltestelle war mir die Bahn nach Hause vor der Nase weggefahren und einer Eingebung folgend, bin ich nochmal in den gegenüber befindlichen Rewe spaziert. Dort war wenig los. Klopapier und Co. sind zwar immer noch aus, aber das brauche ich ja inzwischen auch nicht mehr ;-) Für SchwieMu habe ich allerdings noch 4 Liter laktosefreie H-Milch erstanden. Denn da hatten wir am Samstag ja auch nicht so viele von bekommen, wie sie eigentlich gebraucht hätte.

Endlich Zuhause habe ich mich gefreut, dass ich jetzt hoffentlich nicht mehr täglich nach der Arbeit zig Geschäfte abklappern muss. Wie das nach dem nächsten großen Wocheneinkauf aussehen wird, weiß ich allerdings noch nicht. Wir werden sehen.
Zum Abendessen gab es nochmal Spätzle. Aber dieses Mal mit Pilzen und magerem Schinken. Das ganze nennt sich Schinken-Champignons und das Rezept ist mal wieder von WW.

Freitag kam die verhängte Ausgangssperre für Freiburg dann am morgen offiziell in den Nachrichten. Wir werden uns alle einschränken müssen. Aber wenn's hilft. Bitte. Gerne! Auch Schatz begreift so langsam, dass es doch ernst ist.
Trotzdem wollte er weiterhin seine Mama besuchen - als wenn nichts wäre. Seine Schwester hatte ich am Morgen angeschrieben, wie sie es mit Besuchen bei SchwieMu handhabt. Eigentlich auch wie sonst auch. Sie war am Montag da und wollte am Wochenende auch vorbei schauen. Ich bin mir unsicher, ob das so gut ist. Mir wäre es lieber, SchwieMu wäre die nächsten 4 Wochen mal komplett alleine anstatt am Ende gar nicht mehr da.

Im Büro alles beim neuen Alten. Wir halten Abstand so gut es geht. Waschen fleißig die Hände, Chefe hat den wirren DPD-Fahrer per Mail bei seinem Chef "verpetzt" - der Mann soll jetzt nachgeschult werden! - und versuchen, bereits vorhandene Ware zu montieren. Da sich der junge Kollege mal wieder krank gemeldete hatte, war das gestern natürlich mal wieder nicht möglich.
Anstehen, um in den Supermarkt zu kommen!
In der Mittagspause wollte ich - nur noch eben schnell! - für SchwieMu etwas Quark und Joghurt besorgen. Davon hatte sie es in der WhatsApp am Donnerstagabend. Nur mal schnell in den Laden und dann wieder ab ins Büro, Pause machen. Von wegen. Dort musste ich etwas über 10 Minuten anstehen, um überhaupt in den Laden zu kommen. Zwei Mitarbeiter - einer drinnen, einer draußen - standen wir Securities herum und haben aufgepasst. So langsam kann ich mir vorstellen, wie das tägliche Leben in der DDR war. I don't like it!
Immerhin habe ich alles bekommen und brachte es nach der Arbeit bei SchwieMu vorbei. Wie unter diesen Bedingungen der nächste normale Wocheneinkauf aussehen wird, weiß ich noch nicht. Ich mag es mir gerade auch nicht vorstellen. Aber bis dahin ist ja noch eine Woche Zeit. Und wenn nichts dazwischen kommt, muss ich nächste Woche nicht dauernd nach der Arbeit noch was einkaufen. Das wäre eine echte Wohltat.
Zum Abendessen gab es Rinderfiletsteaks. Was anderes hatte ich letzten Samstag nicht bekommen. Dazu gab es grüne Bohnen und Kartoffeln.
Unser Vermieter hat den kleinen Spielplatz im Innenhof inzwischen auch absperren lassen. Am Mittwochabend haben die Kiddies da noch bis weit nach 20 Uhr draußen gespielt. Ich bin gespannt, ob sich alle dran halten werden.

Die Waage war voll lieb zu mir. Trotz der miesen Woche hatte ich ein ganzes Kilo weniger und somit wieder 111,5 kg :-)

Und am Wochenende? Tja, heute ist es eh am regnen. Sonntag soll es bomben Wetter geben. Ich würde so gerne wandern gehen. Aber wir wollen ja auch mit gutem Beispiel voran gehen und werden daher daheim bleiben - auch wenn wir aktuell noch wandern dürften. Wir wären zwar höchstwahrscheinlich recht gut allein im Wald und könnten möglichen entgegenkommenden Wandersleuten genügend Abstand einräumen. Aber wandern ist jetzt nicht unbedingt eine "lebensnotwendige" Beschäftigung. Daher lassen wir es bleiben. Langweilig wird uns Zuhause auf keinen Fall. Ich habe immer noch zwei Häkelprojekte an denen ich parallel arbeite, wir haben reichlich Bücher und DVDs und vor allem auch Brettspiele ;-) Ich verstehe nicht, dass sich manche Menschen heutzutage daheim nicht mehr beschäftigen können.
Nachschub an Büchern wurde auch noch geliefert :-D
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr auch schon Ausgangssperre? Würde euch daheim die Decke auf den Kopf fallen?

Bleibt gesund ihr Lieben!




Die KW 12 in kurz:
Samstag: 40/30 Punkte, 2 Stunden spaziert
Sonntag: 61/30 Punkte, 4 Stunden gewandert
Montag: 81/30 Punkte, keine Bewegung
Dienstag: 51/30 Punkte, keine Bewegung
Mittwoch: 47/39 Punkte, zurück auf Grün, keine Bewegung, aber im Plan
Donnerstag: 44/39 Punkte, keine Bewegung, aber im Plan
Freitag: 54/39 Punkte, keine Bewegung


Abnahme: -1 kg

6 Kommentare:

  1. Hallo,
    bei uns dürfen nicht mehr als 2 Personen zusammenstehen. Und in den Geschäften sieht es genauso aus. Kann das auch nicht nachvollziehen, warum so Hamsterkäufe von gewissen Dingen getätigt werden.
    Langeweile zu Hause gibt es bei mir nicht, mit Lesen, Stricken und Hausarbeiten ist der Tag immer gut ausgefüllt, oder man macht einfach mal nicht.
    L.G. Hannelore

    AntwortenLöschen
  2. Gut die Decke fällt mir auch nicht auf dem Kopf.

    AntwortenLöschen
  3. Es ist eine unwirkliche Situation. Heute habe ich das Radio ausgeschaltet, damit ich einige Corona freie Stunden genießen kann. Zuviel Katastrophenstimmung!
    Ja, es ist sehr ernst geworden. Ich halte mich pingelig an alle Anordnungen. Gestern standen wir auch fassungslos vor leeren Regalen. In einer Kleinstadt mussten wir 3 Supermärkte besuchen, um die gewünschten vier Packungen H-Milch kaufen zu können. Erst bei A..i wurden wir fündig. Anderswo war alles ausverkauft.
    Dennoch habe ich nicht gehamstert. Aber für das Enkelkind habe ich vorsichtshalber eine Jumbopackung Windeln gekauft. Man weiß nie ...
    Das Kind darf ich leider nur von der Haustüre aus sehen. Ich gehe dort nicht rein und die Kinder kommen nicht zu uns, aus Vorsichtsgründen. Denn ich arbeite auch noch und könnte Überträger der Viren sein.
    Wir haben in unserem Landkreis nun auch eine eingeschränkte Ausgehsperre. Niemand darf sich auf Straßen, Plätzen usw. aufhalten, wenn er nicht dringend etwas erledigen muss oder beruflich unterwegs ist.
    Zum Glück darf ich am Montag wieder in die Stadt fahren, um zu arbeiten. So bin ich nicht daheim eingesperrt.
    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und vor allem Gesundheit.
    Liebe Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

    AntwortenLöschen
  4. Ein Wochenende, wie es noch keiner von uns je hatte...und vielleicht nur das erste von vielen (hoffentlich nicht).
    Gleiches Bild überall...in Saarbrücken gibt es kein Mehl mehr. Und die Geschäfte sind gähnend leer ohne all die Franzosen, die sich sonst hier tummeln, denn wir liegen ja unmittelbar auf der Grenze und in D ist so gut wie alles billiger als in F.
    Auf Idioten trifft man derzeit gehäuft...es ist, als kämen sie aus ihren Löchern gekrochen, was ich da auch schon an Kommentaren und Aktionen erlebt habe!
    Was mich aber wunderte: wir werden ja sonst am Telefon recht häufig schon für Lappalien von den Kunden zusammengeschissen: jetzt nichts dergleichen! Alle friedlich und merken wohl, es gibt Schlimmeres als eine Zeitung, die statt im Briefkasten im Zeitungsrohr steckte...
    Die Zeitung hat leider Kurzarbeit: Werbeeinnahmen brechen quasi en bloc weg...wir und die Redaktion dürfen aber noch voll arbeiten, wir sind plötzlich auch "systemrelevant".
    Also bei euch find ich die Regale noch extrem leerer als bei uns.
    Ich wollte im Mai zur Feier meines Rentenbeginns nach Wien...schon gebucht...mal sehen.
    Irgendwie scheinen Männer (ich sehe es an meinen Söhnen) die Notwendigkeit der aktuellen Maßnahmen schwerer begreifen zu können als Frauen...ich hatte da schon die eine oder andere kleine Auseinandersetzung!
    An DDR hab ich auch schon gedacht...
    Wer hätte sich je vorstellen können, dass es mal so sein wird!!! Weltweit!

    AntwortenLöschen
  5. Langeweile was ist das ? Ich glaube mich könntest Jahre einsperren ich würde echt nur das Wandern vermissen, Mit meinen Lieblings Hühnern quassel ich regelmäßig per Mails und Handy . Geht alles. Heute sieht das Wetter super aus.
    Das Verhalten einiger Mitmenschen finde ich wirklich bedenklich. Für die Wissenschafter die sich mit dem Menschlichen Verhalten beschäftigen ist es sicher eine prima Sache mal zu gucken was passiert. Bin gespannt was es am Ende über uns aussagt. Das Teenager das ganze nicht begreifen verstehe ich noch fast. Nur das viele Erwachsene so depp sind macht mich sprachlos. Die Bilder von den LKW´s in Italien finde ich gruselig . Das macht mir Angst. Ich hoffe hier wird es nicht so schlimm. Daumen drück für Dich das es mit eurer Arbeit gut geht. Mein Mann muss aktuell noch mehr arbeiten.
    LG und bleibt bitte gesund

    AntwortenLöschen
  6. Hallo liebe Nicky,

    hier ist es inzwischen genauso wie bei Dir. Ich muss weiterhin arbeiten, wir sind 15 Leute im Geschäft und versuchen, uns soweit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Heute und Morgen habe ich frei auf Überstunden, so versuchen wir, wer Urlaub nehmen kann oder Überstunden die Personenzahl im Haus gering zu halten. Beim Einkaufen gibt es auch nicht mehr das, was man braucht, Klopapier sollte ich bald mal kaufen, gibt es aber nicht.

    Nun wünsche ich Dir noch einen schönen Abend und halt die Ohren steif.

    Deine Burgi

    AntwortenLöschen