Sonntag, 12. März 2017

Schweizerisch-Russische Hochzeit

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Gestern waren wir in der Schweiz auf der Hochzeit meiner (russischen) Freundin und ihrem (schweizerischen) Ehemann. Die Fahrt sollte ca. 2 Stunden und 15 Minuten dauern, wir sollten um 14 Uhr an der Kirche sein und daher wollten wir hier um 10:30 Uhr los fahren. Dann hätten wir ca. 1 Stunde Puffer.
Da Schatz sich aber spontan doch noch rasiert hat und irgendwie nicht so ganz in den Quark kam, kamen wir hier erst um 11 Uhr weg.

Am Grenzübergang war eine lange Schlange, in der wir ca. 10-15 Minuten gestanden haben. Ob das Samstag normal ist, oder ob besonders viele Kontrollen waren, da am Abend zuvor 2 Leute in Basel bei einer Schießerei getötet wurden und die Täter noch auf der Flucht waren, können wir nicht beurteilen, da wir das erste Mal Samstags in die Schweiz gefahren sind.

An Basel sind wir noch gut vorbei gekommen, aber kurz danach gab es die erste Warnung vom Navi wegen Stau. Die halbe Schweiz schien ein einziger großer Stau zu sein. Wir haben zweimal die Route neu berechnen lassen. Egal wohin uns das Navi führte, immer kamen wir in einen neuen Stau. Am Ende mussten wir Landstraße fahren. Ich hab keine Ahnung, wo wir genau hergefahren sind, aber es war extrem ländlich. Teilweise sahen die Straßen eher aus wie asphaltierte Wirtschaftswege. Wir kamen dann quasi von der anderen Seite den Berg hinauf und zur Kirche. Und wir kamen gerade noch rechtzeitig. Mit 45 Minuten Verspätung hatten wir gerade noch genug Zeit um noch schnell das WC aufzusuchen und fix in die Kirche zu eilen.

Die Trauung war wirklich sehr schön. Die Pastorin hat sogar extra einige Worte auf russisch gelernt und sich damit an die Mutter der Braut gerichtet. Freunde des Brautpaares haben ein Duett auf ihren Violinen gespielt - zusammen mit der Organistin. Auch der russische Brauch, dass die beiden Mütter die Hochzeitskerze anzünden wurde umgesetzt.
Nach der Trauung hat der Trauzeuge noch etwas den weiteren Ablauf erklärt. Aber außer "Fotos" und "Schützen" (so hieß das Restaurant) hab ich kein Wort verstanden - Schwiizerdütsch!

Die Trauung ging ca. 1 Stunde. Danach sind wir zum Restaurant gefahren, wo der Apéro stattfinden sollte. Das lag unten im Tal und die Fahrt dauerte ca. 20-30 Minuten. Wir waren die ersten dort. Was genau ein Apéro sein sollte, musste ich auch erst googeln. Das ist ein Brauch in Frankreich und in der Schweiz - daher konnte ich damit nichts anfangen. Das ist eine Art Cocktailparty mit Getränken, Fingerfood und geselligem Beisammensein.

Im Restaurant haben wir uns durchgefragt, wo die Feier stattfinden soll. Auch dort habe ich die freudliche Bedienung erst nicht verstanden. Das hat sie wohl gemerkt und dann alles nochmal auf Hochdeutsch erklärt :-) DANKE! Wir haben unser Geschenk auf den dafür vorgesehenen Tisch gestellt und sind wieder raus gegangen, um auf die anderen Gäste zu warten. Die trudelten dann auch so gegen 16 Uhr ein.
Das Brautpaar machte an der Kirche noch Fotos, fuhr mit dem geliehen Hochzeitsauto - einem Porsche (!) - zum "Chateau", um weitere Bilder zu machen.
Ich nehme an, damit war das Schloss vom nahegelegenen Thun gemeint. Daher kamen die beiden erst so gegen 16:30 Uhr. Gewünscht war, das wir (die Gäste) dann alle Spalier stehen. Da der Bräutigam Journalist ist und die Braut im IT Bereich arbeitet(e), verteilte der Trauzeuge aufgerollte Zeitungen und IT Zeitschriften, die wir in die Höhe halten sollten. Durch das Spalier liefen die beiden direkt auf ihre Eltern zu, die ein "Glücksbrot" und Salz hielten (auch ein russischer Brauch). Die beiden brachen gleichzeitig jeder ein Stück aus dem Brot. Die Braut hatte das größere, was wohl bedeutet, dass sie in der Ehe die Hosen anhaben wird ;-D Damit fütterten sie sich gegenseitig. Der Rest des Brotes wurde dann kleingeschnitten und für die Hochzeitsgäste hingestellt - damit wollte das Brautpaar dann ihr Glück mit den Gästen teilen. Beim Essen des Brotes soll man sich dann was wünschen. Ein schöner Brauch.
Dann wurde dreimal angestoßen - wie in Russland auf Hochzeiten üblich. Einmal für den Tag der Hochzeit. Dann nochmal für die Eltern des Brautpaares und zum Schluss nochmal, wo dann alle Sa Sdorowje riefen. Ein weiterer russischer Brauch: die Gäste rufen ständig "Gorka" (das heißt wohl bitter). Dann muss sich das Brautpaar, so lange es kann, küssen. Die Gäste zählen mit und das soll die Anzahl an Jahren ergeben, die das Paar glücklich zusammen bleibt. Das internationale Sammelsurium an Gästen hat das aber wohl nicht so ganz verstanden und es wurde nur 2 oder 3 Mal Gorka gerufen. Am Ende kamen wir aber auf ca. 40 Jahre :-D

Die Häppchen wurden dann gegen 17 Uhr serviert - da war unser Frühstück schon über 8 Stunden her und wir hatten seitdem nichts gegessen und erst ab 16 Uhr wurden wir mit Getränken versorgt. Ich hatte Brand und richtig Kohldampf! Besonders nach der fast 3-stündigen, stressigen Autofahrt. Schatz hatte mir vorab in den Ohren gelgen, doch Brote für die Fahrt mitzunehmen. Ich hab das scherzhaft abgewimmelt. Das hätten wir, im Nachhinein betrachtet, aber doch besser gemacht 😞 Es gab aufgerollte Käsescheiben, Sandwichbrot mit Tatar, Sandwichbrot mit Gurke und Kräutercreme und Hüttenkäse, mini Mini-Quiches, Würstchen im Schlafrock, Chickenwings mit Sweetchili-Dip, Fleischbällchen, Sandwichbrot mit Spargel und Schinken und panierten Fisch. Die Gäste waren ALLE ausgehungert und die Häppchen schneller weg, als wir gucken konnten. Satt geworden sind wir jedenfalls nicht. Und nachgefüllt wurden lediglich die Quiches und die Hähnchenflügel einmal.
Ich habe ganze 2 dieser Teller, mit diesen Häppchen ergattert!
Dann wurden die Gruppenfotos gemacht. Der Fotograf war echt cool - und geduldig. Erst nur das Brautpaar, dann mit Trauzeugen, dann mit Eltern, dann mit Schatz und mir, dann nur der Bräutigam mit seinen Freunden/Kollegen, dann nur die Braut mit ihren Mädels, Brautpaar mit allen Männern, Brautpaar mit allen Frauen, spaßige Bilder auf den Kinder-Spielgeräten und dann nochmal das Brautpaar mit ALLEN Gästen zusammen.

Zum Schluss wurde dann noch eine Slideshow über den Beamer gezeigt, wie sich die beiden kennenlernten. Das war schön und witzig gemacht. Danach tanzte das Brautpaar zum Lieblingslied der Braut (Thinking Out Loud von Ed Sheeran). Die Braut rief danach alle unverheirateten Frauen nach vorne und warf ihren Brautstrauß - den die Trauzeugin fing :-) Dann rief der Bräutigam alle unverheirateten Männer nach vorne und warf das Strumpfband der Braut - was von einem seiner Freunde gefangen wurde. Die Trauzeugin und der Strumpfbandfänger tanzten dann auch nochmal zusammen zu Enrique Inglesias' Bailando.

Dann verkündete der Bräutigam, dass dies der letzte Programmpunkt gewesen wäre und wir wieder zum Essen - welches Essen??? - und Trinken übergehen könnten. Da war es 19:30 Uhr. Durch das Programm war ich vom Hunger abgelenkt. Schatz war zwischendurch schonmal am nörgeln, dass er gerne früher wieder heim fahren würde. Mittlerweile machte sich bei mir aber auch der Hunger wieder bemerkbar. Die Braut kam dann noch zu uns, und hat sich 15-20 Minuten mit uns unterhalten, bevor sie wieder an anderer Stelle gebraucht wurde - die ersten Gäste (mit Baby) gingen nämlich bereits. Ich hab mir noch fix einen Kaffee gemacht und als der leer war, haben wir uns dann auch verabschiedet.

Die Rückfahrt verlief dann tatsächlich ohne Stau :-) Wir haben allerdings schon nach 3 km angefangen zu überlegen, wo wir jetzt noch was zu Futtern auftreiben könnten. Wir hatten nur Schweizer Franken dabei, aber keine Euros. Kurz nach Bern sind wir auf einen Rastplatz gefahren und haben tatsächlich noch belegte Baguettes und ein Eclair gekauft...für stolze 33 CHF!!!! Das ist der teuerste Snack, den ich in meinem Leben je gehabt habe! Zur Erinnerung, der Umrechnungskurs liegt immer noch bei fast 1:1.

Um 22:30 Uhr waren wir wieder Zuhause und um Mitternacht im Bett.

Heute sind wir beide etwas platt und neben der Spur. Das Wetter ist herrlich, wir sollten raus gehen - haben aber beide keine Lust uns zu bewegen. Die Hochzeit war wunderbar - bis auf das Essen - und ich hab mich echt gefreut, meine Freundin nach langer Zeit mal wieder zu sehen. Und es war deren Tag. Ich hoffe er war so, wie sie ihn sich gewünscht haben.

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