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Mein Bruder heiratete am ersten Wochenende im April. Genau am 6. Jahrestag sagten beide: "Ja, ich will."
Die Standesbeamtin hielt eine wunderbare Rede über gute und schlechte Zeiten, darüber ein Team zu werden/zu sein und als Familie zusammenzuwachsen und alle Herausforderungen gemeinsam als Team zu meistern, dabei aber die Zweisamkeit (ohne Kiddies) nicht aus den Augen zu verlieren.
Ich beobachtete die anderen verheirateten Paare. Alle glücklich und mit Kind(ern).
Und ich? Zerrissen. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Nicht, dass ich jetzt plötzlich doch einen Kinderwunsch entwickelt hätte oder dringend auch heiraten wollte. So ist es absolut nicht.
Aber während mein Bruder und seine Frau den schönsten Tag ihres Lebens und ihr "neues Zusammensein" zelebrierten, habe ich mich so sehr für die beiden gefreut und war gleichzeitig aber auch sehr wütend und unendlich traurig.
Warum?
Weil ich beinahe die Hochzeit meines Bruders verpasst hätte! Weil ich auch gerne wieder Teil eines Teams wäre, statt zu zweit trotzdem auf mich allein gestellt zu sein.
Was war passiert?
Wir fuhren entspannt am Freitagmorgen los, kamen widererwarten sehr gut durch und waren schon am frühen Nachmittag im Heimatkaff. Kaffee und Kuchen bei Papa, Besuch bei meiner Oma, gemütlicher Abend. Bett. Alles prima.
Die Trauung fand am Samstag um 11 Uhr statt. Wir ALLE wussten das. War ja kein Geheimnis. Ich war bereits um kurz vor 10 Uhr fertig und quasi abmarschbereit. Wir wollten um 10:40 Uhr los, Parkplatz finden und ab ins Rathaus.
Schatz war um ca. 10 Uhr auch fast fertig. Er musste sich nur noch die guten Klamotten anziehen und die Zähne putzen. Eigentlich für die zwei Kleinigkeiten massig Zeit. Das wollte er machen, kurz bevor wir gehen wollten. Und ich sag noch zu ihm, das wäre unklug… weiß ich doch, dass es dann wieder stressig wird und wie schlecht er mit stressigen Situationen umgehen kann.
War ihm scheinbar egal. Er wartete. Und wartete. Und bereitete sich auch sonst nicht vor.
Um 10:35 Uhr fuhr mein Vater los, um Muttern abzuholen. Und Schatz saß immer noch da wie eine Statue. Ungeputzte Zähne, Jeans und Pulli. Und selbst als Papa schon weg war, rührte er sich erstmal nicht. Hallo?! Ich wurde nervös. Und das nicht nur, weil ich zu spät kommen hasse wie die Pest.
Irgendwann verschwand er im Bad. Ich holte in der Zeit schonmal unser Auto vom etwas entfernten Parkplatz. Ich war inzwischen gestresst, denn ich wusste, es würde verdammt knapp werden. Ich wurde wütend, als er sich in aller Seelenruhe bequemte sich umzuziehen. Nicht, dass er mal freiwillig einen Zahn zugelegt hätte. Nein! Auf Grund seiner Einschränkungen ist er ja im Bewegungsablauf auch nicht der Schnellste. Ich weiß das. Er weiß das. Und trotzdem... bloß keinen Stress...
Um 10:46 Uhr (!) rief mein Vater mich an! Alle wären schon da und würden nur auf uns warten. Schatz stand zu diesem Zeitpunkt in Socken und Unterhose vor dem Bett und friemelte in aller Seelenruhe den Gürtel durch die Anzughose. Sämtliche Knöpfe am noch nicht angezogenen Oberhemd offen (die mussten ja auch alle noch wieder zu!). Schuhe noch angezogen werden. Hinfahren. Parkplatz finden und ggf. noch ein Stück zum Rathaus laufen. Was war ich froh, dass ich in weiser Voraussicht, die Geschenke am Abend zuvor schon in den Kofferraum geladen hatte.
Als ich das Telefonat mit Papa beendet hatte, habe ich geschluckt, die Tränen weggeblinzelt, eine Entscheidung getroffen und den Mann angeblafft: „Ich komme wegen dir NICHT zu spät zur Hochzeit meines Bruders!“ … und dann hab ich ihn halb nackt stehen lassen, bin ins Auto gesprungen und mit 60 durch die 30er Zone gerast, um um 10:55 Uhr im Rathaus aufzuschlagen. Als Letzte! Fünf Minuten bevor es losging! Dabei hatte mein Bruder mir am Freitag noch eine Aufgabe während der Zeremonie anvertraut (die ich übrigens auch beinahe versaut hätte, weil ich wütend, gestresst und emotional etwas überfordert war).
Kurze Nachricht an den Mann, ich würde ihn in ca. 1 Stunde abholen FALLS er denn noch mit wollte. Denn die Rathaustür (da samstags eigentlich geschlossen ist) war zu. Er wäre eh nicht mehr reingekommen. Ich kam nur deshalb noch rein, weil der Trauzeuge so nett war, unten auf mich zu warten. Der Trausaal ist im 1. OG. Da hätte mich keiner bemerkt/gehört. Wäre ich noch später gewesen, hätte ich vor verschlossener Tür gestanden!
Und so hat mein Freund die Trauung meines Bruders verpasst, während ich wegen ihm beinahe auch zu spät gekommen wäre und alles verpasst hätte - obwohl ich mehr als rechtzeitig fertig war und er auch mehr als pünktlich hätte fertig sein können.
Hätte...Wäre...Wenn...
Die Frage kam bei mir auf: Wenn er eh keinen Bock drauf hatte, wieso ist er dann erst mitgefahren? Ich hatte es ihm freigestellt. Er hätte gar nicht mitkommen müssen, wenn er eh nicht gewollt hätte. Aber mitwollen und dann so ne Nummer abziehen? Geht. Gar. Nicht.
Nach dem Sektempfang, wo ich mich mit allen möglichen komischen Blicken und blöden Kommentaren konfrontiert sah - es wussten ja alle, dass ich nicht alleine angereist war! -, fuhr ich wieder nach Hause. Dort fand ich den inzwischen angezogenen und wütenden Mann vor. Das er jetzt sauer auf mich war, weil ich ihn einfach stehen gelassen hatte, machte mich wiederum richtig wütend.
Er wäre ja fast fertig gewesen. Wieso ich nicht gewartet hätte? Sein Ernst?! Und dann dieser Vorwurf: „Bei dir ist doch eh immer alles meine Schuld!“
Auf meine Frage, was ICH hätte anders machen müssen, damit ER rechtzeitig fertig gewesen wäre, bekam ich (natürlich) keine Antwort. Denn mehr als den chronischen Zu-Spät-Kommer rechtzeitig zu wecken, ihm zu sagen, dass es blöd ist, sich nicht schon mal im Bad fertig zu machen und/oder sich wenigstens schonmal umzuziehen, und ihn weiterhin zur Eile zu drängen (was er abgrundtief hasst), kann ich nicht! Hätte ich ihn ins Bad treten und zerren sollen? Hätte ich ihm das Hemd anziehen sollen, wie einem Kleinkind? Was?!
Er ist dann trotzdem mit ins Nachbardorf gekommen um bei der Feier wenigstens anwesend zu sein. Aber wir haben den restlichen Tag kaum 10 Sätze miteinander gesprochen. Immerhin hat er sich bei der Braut für sein Fehlen während der Trauung entschuldigt. Aber ich war mir immer noch nicht sicher, ob er überhaupt verstanden hat, wieso ich so wütend auf ihn war. Bei mir hat er sich jedenfalls an dem Tag nicht entschuldigt.
Die Hochzeit meines Bruders war der EINZIGE Grund, wieso wir einen Tag Urlaub aufgebraucht haben. Wieso ich mich in nur 3 Tagen für knapp 1.000 km auf die Autobahn gezwungen habe - denn ja, die jeweils 5 Stunden Fahrt (wenn es super läuft) sind inzwischen ziemlich anstrengend für mich (vor allem so kurz hintereinander) und er hat ja immer noch Fahrverbot. Der Einzige Grund, wieso wir überhaupt so kurz ins Sauerland gereist sind... und er wollte, dass ich auf ihn warte und den einzigen Grund für den Stress und den verbrauchten Urlaubstag verpasse? Weil er nicht in den Quark gekommen ist? Ich glaub mein Schwein pfeift!
Der Tag danach:
In der Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen. Kontraproduktiv, da ja am Sonntag schon wieder die gut 5-stündige Heimfahrt, mit voller Konzentration auf der Autobahn anstand.
Morgens hat er sich halbherzig entschuldigt, als wäre dadurch alles wieder gut. Und er wollte reden. Ich nicht. Das hätte mich aufgewühlt. Und übernächtigt UND emotional wäre eine Katastrophe auf der Autofahrt vorprogrammiert gewesen. Also blockte ich aus Sicherheitsgründen sämtliche Kommunikationsversuche seinerseits ab.
Die (sehr schweigsame) Rückfahrt klappte auch widererwarten problemlos. Aber ich war total am Arsch, als wir gegen 15:15 Uhr Zuhause eintrudelten. Ich hatte ihm am Vormittag gesagt, wir könnten drüber reden, wenn ich ausgeschlafen hätte und es mir wieder besser ging. Denn ich war nicht nur müde; mein Kopf dröhnte und ich war immer noch viel zu wütend.
Aber Zuhause konnte ich mich nur kurz mit duschen und Wäsche waschen „drücken“. Denn er drängte weiter auf das Gespräch.
Also haben wir geredet. Und ICH habe die Beziehung beendet. Das hätte ich vielleicht schon vor Jahren tun sollen. Aber ich bin ein unverbesserlich loyaler Mensch und ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber alles so weiterlaufen lassen, geht nicht mehr. Ich kann und will es nicht mehr. Und es ist tragisch, dass ich so lange gebraucht habe, um zu dieser Selbsterkenntnis zu kommen.
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Denn Fakt ist: diese Beziehung war schon viel zu lange nur einseitig. Der Vorfall auf der Hochzeit meines Bruders war einfach nur der letzte Tropfen, den es gebraucht hat. Und Tropfen - Kleinigkeiten und größere Probleme - haben sich die letzten Jahre wirklich mehr als genug angesammelt und summiert. Ob ich mich jemals zum gesamten Ausmaß äußern werde, weiß ich nicht. Aber die Situation auf Bruderherz' Hochzeit, war einfach die eine (letzte) Sache, die das nur noch spärlich zusammengehalten Beziehungsgefüge hat kippen lassen.
Ich kann nicht immer nur geben ohne auch was zurück zu bekommen. Ich bin weder seine Mutter, noch seine Haushaltshilfe noch seine Sozialbetreuerin. Wie ein geschätzter Partner habe ich mich schon viel zu lange nicht mehr gefühlt. Ich war unglücklich und habe es mir viel zu lange nicht eingestanden.
Er meint, er liebt mich noch. Ich glaube, es ist nur Gewohnheit und Bequemlichkeit. Denn Taten folgten den drei Worten schon lange nicht mehr. Und falls doch (meist nach einem Streit), sind es nur Eintagsfliegen. Sobald ich dann wieder "funktioniere", ist alles wieder beim Alten. Diese einseitige Beziehung hat mich inzwischen komplett ausgebrannt. Ich bin so müde. Ich bin es leid, um etwas zu kämpfen, was es so schon lage nicht mehr gegeben hat. Manche Wünsche gehen nicht in Erfüllung, egal wie sehr man sich bemüht.
Zwei Sätze die direkt nach dem Gespräch kamen, bestätigen meine Vermutung. Denn der erste war: „Und wie soll das jetzt deiner Meinung nach weitergehen? Heißt das, du kochst jetzt nicht mehr für mich?!“ DAS ist sein dringlichstes Problem nach der Trennung?
Der andere war: „Ich will nicht alleine sein!“
Wer will das schon? Aber nur um nicht alleine zu sein einfach so weitermachen? Kann ich nicht. Will ich auch nicht. Und es tut mir trotzdem im Herzen weh. Ich bin chronisch müde. Ich brauche eine Pause von diesem ständig nehmenden und fordernden Mann, der weder emotional noch mit tatsächlicher Hilfe etwas zurück gibt und zu viel Zeit in seiner eigenen Bubble verbringt.
Er wollte, das ich ihm noch eine Chance gebe. Aber da habe ich ihm im Laufe der vergangenen Jahre schon so viele gegeben. Genutzt hat er keine einzige. Mein Limit ist auch hier erreicht, denn es gab keine dauerhaften Verbesserungen an der Situation als solche. Nie. Denn an diesem Punkt waren wir in all den Jahren ja schon öfters als mir lieb ist. Es ist fast peinlich, wie oft ich wieder eingeknickt bin. Aber wenn sich bisher nie was geändert hat, wird es das auch jetzt nicht tun.
Ich hab mich immer darüber aufgeregt, dass Frauen ihre schlagenden Männer nicht verlassen...ich glaube, ich bin nicht besser. Nur das meiner mich nie geschlagen hat.
Was mich auch etwas geschockt und gleichzeitig in meiner Entscheidung bestärkt hat war seine Aussage, dass er schon länger gemerkt hätte, dass die Beziehung den Bach runtergeht. Aber den Arsch hochbekommen und aktiv geworden, hat/ist er von sich aus auch nicht. Scheint ihm also nicht wirklich wichtig gewesen zu sein, solange ich noch als „Partnerin“ funktioniert habe.
Jetzt, wo ich als Partnerin plötzlich nicht mehr „funktionstüchtig“ bin, tut ihm alles Leid und er gelobt Besserung. Will noch eine Chance. Wie schon unzählige Male in den letzten 18 Jahren. Er akzeptiert meine Entscheidung der Trennung nicht wirklich.
Zu wenig. Zu spät. Und außerdem: Das hatten wir ja alles schon zig Mal. Und geändert hat sich, wie schon gesagt, trotzdem nichts.
Er fragte: „Willst du 18 Jahre denn einfach so wegwerfen?“.
Nein. Nicht einfach. Und schon gar nicht einfach so. Ich habe mir da,
ehrlich gesagt, in den letzten 12 Monaten regelmäßig Gedanken zu
gemacht. Jedes Mal, wenn ich wieder gestresst nach Hause kam, nichts von
den versprochenen Dingen erledigt wurde und er entspannt auf der Couch
lag während ich bis zum Umfallen rotiert habe.
Jedes
Mal, wenn ich völlig müde und erschöpft einfach nur meine Ruhe haben
wollte und er wieder irgendwas von mir brauchte, was nicht warten konnte
und was er nichtmal versucht hat, selbst zu regeln.
Jedes
Mal wenn wir uns gestritten haben, und er mir Vorwürfe machte, ich
würde die Schuld nur bei ihm suchen, statt mir zu sagen, was ich seiner
Meinung nach selbst besser/anders machen müsste/könnte. Denn da kam nie
was. Alles was er an Änderungswünschen vorbrachte, wäre für mich in noch
mehr Arbeit und Stress ausgeartet, als ich es eh schon hatte. Hilfe bot
er hingegen so gut wie keine an. Und wenn ich seine Hilfe aktiv einforderte, dann lief
das mal 1-2 Wochen. Und wenn ich mich „beruhigt“ hatte, war alles wieder
wie vorher.
Das ist unter anderem ein Grund,
wieso ich dieses Mal nicht einknicke. Er bekommt nicht noch eine Chance.
Denn die hatte er in den letzten Jahren mehr, als ihm irgendwer sonst
gegeben hätte. Genutzt hat er keine einzige. Geändert hat sich gar nichts. Ich habe kein Interesse daran, alles
einfach bis zum Sankt Nimmerleinstag so weiterlaufen zu lassen, nur
damit ich mich irgendwann mit Burnout irgendwo stationär einweisen
lassen muss.
Am Montagmorgen, nach dem Gespräch - nach meiner verkündeten Trennung - kam er an und meinte, das wäre am
Sonntag ein richtig mieser Zeitpunkt für das Gespräch gewesen, denn er
hätte schlecht geschlafen und müsste jetzt arbeiten. Hallo? Er hat doch
drauf gedrängt das wir das noch am Sonntagabend bereden. Und ich hatte
auch schlecht geschlafen und musste arbeiten. Für so ein Gespräch gibt
es NIE einen "guten Zeitpunkt". Aber wie üblich drehte sich wieder alles nur um ihn und seine Bedürfnisse.
Und dann wünschte
er immer noch eine weitere Chance. Und er wollte, dass ICH mir überlege,
was WIR noch versuchen könnten, um die Beziehung zu retten. Versteht
ihr was ich meine? ER will die Beziehung retten und ICH soll mir was
überlegen. Er bleibt weiterhin passiv!
ICH soll
IHM nen Schubs geben, wenn er mal wieder in Faulheit abdriftet oder
Versprechen nicht einhält. Was mache ich denn schon seit 18 Jahren?!
Vielleicht kommt mein Tennisarm ja gar nicht vom streichen der Küche,
sondern weil ich dem Mann seit 18 Jahren immer wieder einen Schubs
gebe.
Wenn er sich alleine nicht klar darüber wird, was
falsch läuft, dann weiß ich nicht. Wenn er nicht von selbst drauf kommt,
wird er nie was ändern, einfach weil es in seinem Kopf nicht wirklich
ankommt. Ich bin keine Sozialbetreuerin, keine Hauhälterin. Ich wollte
einen Partner und keinen "Angestellten", dem man alles immer wieder
erklären und beauftragen muss. Und ich will auch keine Angestellte sein,
die den Haushalt (fast) alleine schmeißt, während der werte Herr auf
der Couch lümmelt und sich beschwert, wieso ich mein Essen hinstelle und
er sich seins selbst aus der Küche holen muss (ist tatsächlich schon öfters vorgekommen).
Seiner
Familie will er die "Neuigkeiten" auch immer noch nicht wirklich sagen.
Vielleicht ist es ihm peinlich, dass (seine Worte) diese Beziehung
quasi genauso geendet ist, wie die vorherige - nur dass ich ein bisschen
länger durchgehalten habe, als meine Vorgängerin.
Ich mag ihn immer noch sehr. Er ist mein bester Freund. Aber mehr nicht (mehr). Da ist keine (romantische) Liebe mehr übrig. Zumindest nicht so. Nicht von meiner Seite. Ich bin emotional kaputt und ausgelaugt. Es ist Zeit, mich mal um mich selbst zu kümmern und nicht immer nur um ihn. Wobei er immer noch hofft, wenn er sich jetzt ganz doll Mühe gibt, liebe ich ihn in bald auch wieder. Und ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.
Die Zukunft?
Wir bleiben (vorerst) zusammen wohnen. Notgedrungen. Der „Notfallplan“, den wir vor 18 Jahren beschlossen haben, ist direkt in Kraft getreten. „Und wenn es mit uns nicht klappt, machen wir einfach eine WG auf.“. Denn freundschaftlich verstehen wir uns nach wie vor sehr gut. Vielleicht war das Teil meines Problems, das ich die Schieflage der Beziehung nicht rechtzeitig erkannt habe. Ich weiß es nicht.
Außerdem bleibt die Tatsache: Bei den horrenden Mietpreisen in Freiburg und Umgebung können wir uns kaum jeder eine eigene Wohnung leisten, selbst wenn wir in absehbarer Zeit, jeder eine finden würden. Aber selbst dieser Gedanke ist in der aktuellen Wohnungslage in der Stadt und im Umkreis eher utopisch. Aber man weiß ja nie.
Da wir beide keinerlei WG Erfahrung haben, werden wir das weiterhin austüfteln und uns anpassen müssen. Ich denke, das kann klappen - wenn er mitzieht. Denn wir teilen ja eh schon so ziemlich alles auf. Irgendwie. Allerdings werde ich ihn nicht weiter nebenher mitfinanzieren. Ich bin gespannt, wie sich das auswirken wird. Denn so wirklich habe ich tatsächlich keine Ahnung, wieviel von meinem Geld nebenher und unbemerkt für ihn draufgeht. Das hat mich ehrlich gesagt bisher auch nie wirklich interessiert - nicht, solange wir als Paar zusammen waren. Ich werde also so eine Art Haushaltsbuch anfangen.
Da wir für die Mai-Baustelle eh Möbel rücken mussten, haben wir das genutzt, um direkt auch klarere, getrennte Strukturen in die Wohnung zu bekommen. Das hatten wir eh vor, da wir ja auch schon gute zwei Jahre getrennt schlafen (wegen unserer unterschiedlichen Schlafrhythmen und seinem Geschnarche). Jetzt wurde das Ganze nur etwas beschleunigt und „getrennter“ als ursprünglich gedacht.
Dass ich einen Tag vor unserem 18. Jahrestag einen Schlussstrich gezogen habe, war Zufall und keine (böse) Absicht. Schon ironisch, dass ich quasi am Jahrestag eine Beziehung beende, während mein Bruder am Jahrestag die Ehe eingeht.
An unser neues Single-Dasein werden wir uns wohl auch gewöhnen müssen. Immerhin waren wir 18 Jahre als Paar zusammen. Wobei er die Trennung immer noch nicht wirklich zu akzeptieren scheint, während ich mit dem Thema relativ schnell abgeschlossen und meinen Frieden gemacht habe. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich schon so lange darüber nachgedacht habe. Ich habe sogar schon einen Online-Beitrag über "Stille Trennungen" gelesen... und tatsächlich traf davon sehr vieles auf UNS BEIDE zu.
Wenn er dazu bereit ist, die Freundschaft weiter zu pflegen, dann ist mir das Recht. Aber von meiner Seite aus, ist das Thema Beziehung mit ihm tatsächlich vom Tisch. Und ja, obwohl es meine Entscheidung war und ich sehr mit mir gerungen habe, bin ich darüber dennoch traurig. So hatte ich mir/uns das nicht gewünscht. Aber ich weiß, wenn ich so weiter mache, werde ich es noch mehr bereuen, nicht vorher einen Schlussstrich gezogen zu haben. Er muss es jetzt nur noch selbst in seinen Kopf bekommen, und das alles akzeptieren. Und das wird dauern - dazu kenne ich ihn zu gut.
Und selbstverständlich gehören zu einer Beziehung und zu deren Scheitern immer zwei Menschen. Aber wenn ich nie ein produktives Feedback bekomme, selbst wenn ich frage; wenn er mir nie sagt, was er will und sich wünscht... wie soll ich denn was ändern, wenn ich nichtmal weiß was? Denn alles was er immer nur wollte, war, wieder regelmäßig wandern zu gehen. Als wenn das wie durch Zauberhand alle Probleme lösen würde. Und ich bin tatsächlich im Moment viel zu müde und ausgelaugt, um überhaupt ans wandern zu denken.
Denn es geht ja nicht ums Wandern alleine - mal ganz abgesehen davon, dass es nicht sein erhofftes Wundermittel sein kann und er gesundheitlich dazu aktuell auch gar nicht wirklich in der Lage wäre - ich sag nur Arthrose im Fuß. Davor oder danach muss ja trotzdem noch Haushalt gemacht werden (die Zeit, wo wir wandern, fehlt dafür dann wieder). Und nach dem Wandern haben wir Hunger. Also muss Essen auf dem Tisch. Wer steht in der Küche und kocht und räumt nachher wieder alles auf? ICH! Und das obwohl ich dann auch kaputt und hundemüde bin. Und er? Pennt für gewöhnlich auf der Couch ein, sobald wir Zuhause ankommen, während ich noch arbeite, statt mich auch auszuruhen. Und das versteht er alles nicht.
Die letzten Jahre war wandern für mich nicht wirklich erholsam und entspannend, da ich - ohne Rückendeckung - immer nur an die noch anstehende Arbeit gedacht habe, die ich in viel kürzerer Zeit alleine erledigen musste. Während der werte Herr dann völlig kaputt und total entspannt ins Land der Träume abgedriftet ist, statt die Hinterbacken zusammen zu kneifen und mal was zu helfen.
Zumindest versuchen wir aktuell auszutüfteln, ob wir als WG und Freunde funktionieren können oder ob es besser ist, wenn ich - FALLS ich eine bezahlbare Wohnung im Raum Freiburg finden kann - nicht doch über kurz oder lang besser ausziehe. Zumindest ER wird sich um das Stämmen der Miete keine sooo großen Gedanken mehr machen müssen wie ich, da er seit Mai eine Art Rentenzuschuss (keine Ahnung wie das korrekt heißt) bekommt, mit dem er meinen Mietanteil locker bewältigen kann. Es bliebe davon sogar noch ein kleines Bisschen übrig. Ich könnte zur Not wohl Wohngeld beantragen, wenn ich meine eigenen 4 Wände beziehen müsste. Aber wie es hier jetzt weiter geht, wird sich in den nächsten Wochen/Monaten noch zeigen müssen.
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Denn falls wir als WG zusammen wohnen bleiben, muss er ja trotzdem mal den Arsch hoch bekommen. Ich erwate von einem Mitbewohner ja auch ein Mindestmaß an Sauberkeit und Einsatz - zumindest in den drei gemeinschaftlich genutzten Räumen (Küche, Bad und Wohnzimmer).
Edit:
Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich diesen Post hochlade (habt ihr sicher am zeitlichen Abstand gemerkt). Den ersten Teil habe ich in der schlaflosen Nacht nach DEM Gespräch schon geschrieben. Am Ende habe ich beschlossen: Wieso nicht? So ist es nunmal. Es ist Tatsache. Es tut immer noch etwas weh, wenn ich dran denke - auch jetzt nach drei Monaten. Aber Grundsätzlich, geht es mir sehr gut.
Seine Familie weiß es immer noch nicht. Meiner werde ich es - von Angesicht zu Angesicht - sagen, wenn ich im August (oder September?) wieder ein paar Tage hochfahre. Und ich habe beschlossen, alleine zu fahren und ihn nicht als "BFF" mitzunehmen. Das ist nämlich auch so ein Thema, was mir die letzten Jahre übel aufgestoßen ist und weswegen wir viel gestritten haben. Er hat mir die wenige Zeit, die ich im Jahr mit meiner Familie verbringen kann, in den letzten Jahren JEDES MAL irgendwie versaut, weil ihm irgendwas quer gegangen ist und er dann bockig wurde, wie ein kleines Kind. Und auch darauf, habe ich keine Lust mehr. Ich sehe meine Familie nur selten, und die Zeit will ich genießen - ohne mich von ihm und seinen Launen runterziehen zu lassen. Außerdem ist auch immer noch unklar, wann ich genau Urlaub machen kann (siehe Post für die KW 26).
Allein die Trennung "laut auszusprechen" hat bei mir emotional schon einiges bewirkt. Ich konnte mich gedanklich mehr lösen. Seine Launen gehen mir definitv inzwischen mehr am Allerwertesten vorbei. Ich fühle mich nicht mehr so verantwortlich, wie für einen "Partner". Ich nehme mir bewusst mehr Zeit für mich - das kann aber noch besser werden. Achzehn Jahre bedürfen auch bei mir einer langesamen Umgewöhnung. Aber es wird. Zumindest bei mir/für mich. Die paar Tage alleine bei meiner Familie/mit alten Freunden, werden mir definitiv gut tun. Je nachdem wann ich dann im Herbst Urlaub mache, fahre ich vielleicht nochmal für ein paar Tage alleine weg (und nicht zur Sippe). Me Time. Mir klar werden, wie es weitergeht. Feststellen, was ich will - von mir selbst und der Zukunft. Und er? Braucht die Zeit ohne mich definitiv auch. Denn er muss dringend lernen, wieder mehr Eigenverantwortung zu übernehmen!
Nebenher: Augen offen halten, ob sich am Wohnungsmarkt nicht doch ein kleines Wunder auftut. Im Moment funktioniert die WG größtenteils. So langsam akzeptiert er, dass von mir nicht mehr als Freundschaft zu erwarten ist. Aber wie lange? Spätestens wenn einer von uns wieder das Bedürfnis hat, sich ins Dating zu stürzen, wird es schwierig. Aktuell hab ich allerdings von Männern die Nase voll. Klar, unverhofft kommt oft. Aber ich will erstmal wieder zu mir selbst finden. Das habe ich in den letzten knapp zwei Jahrzehnten wirklich aus den Augen verloren. Und ich kann gut alleine sein. Ich bin introvertiert und brauche nicht alle Nase lang Leute um mich rum. Alleine sein macht mir keine Angst. Ich schaue positiv nach vorne - alles wird sich irgendwie schon ergeben. Das tut es doch immer. Ich finde meinen Weg. Das habe ich auch immer. Manchmal dauert es halt länger. Denn ja, ich bin ein Overthinker - zumindest wenn es um so wichtige Entscheidungen geht. Aber ich fühle mich jetzt schon deutlich freier, als von vor ein paar Monaten. ZEIT! Und die nehme ich mir :-) Macht euch also keine Sorgen. Es geht mir gut :-D