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Mittwoch, 9. Juli 2025

Ja, ich will… Nein, ich kann nicht mehr… - Ein Wochenende der Extreme

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Mein Bruder heiratete am ersten Wochenende im April. Genau am 6. Jahrestag sagten beide: "Ja, ich will."

Die Standesbeamtin hielt eine wunderbare Rede über gute und schlechte Zeiten, darüber ein Team zu werden/zu sein und als Familie zusammenzuwachsen und alle Herausforderungen gemeinsam als Team zu meistern, dabei aber die Zweisamkeit (ohne Kiddies) nicht aus den Augen zu verlieren.

Ich beobachtete die anderen verheirateten Paare. Alle glücklich und mit Kind(ern). 

Und ich? Zerrissen. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Nicht, dass ich jetzt plötzlich doch einen Kinderwunsch entwickelt hätte oder dringend auch heiraten wollte. So ist es absolut nicht.
 
Aber während mein Bruder und seine Frau den schönsten Tag ihres Lebens und ihr "neues Zusammensein" zelebrierten, habe ich mich so sehr für die beiden gefreut und war gleichzeitig aber auch sehr wütend und unendlich traurig. 

Warum? 
Weil ich beinahe die Hochzeit meines Bruders verpasst hätte! Weil ich auch gerne wieder Teil eines Teams wäre, statt zu zweit trotzdem auf mich allein gestellt zu sein.

Was war passiert? 
Wir fuhren entspannt am Freitagmorgen los, kamen widererwarten sehr gut durch und waren schon am frühen Nachmittag im Heimatkaff. Kaffee und Kuchen bei Papa, Besuch bei meiner Oma, gemütlicher Abend. Bett. Alles prima.

Die Trauung fand am Samstag um 11 Uhr statt. Wir ALLE wussten das. War ja kein Geheimnis. Ich war bereits um kurz vor 10 Uhr fertig und quasi abmarschbereit. Wir wollten um 10:40 Uhr los, Parkplatz finden und ab ins Rathaus. 

Schatz war um ca. 10 Uhr auch fast fertig. Er musste sich nur noch die guten Klamotten anziehen und die Zähne putzen. Eigentlich für die zwei Kleinigkeiten massig Zeit. Das wollte er machen, kurz bevor wir gehen wollten. Und ich sag noch zu ihm, das wäre unklug… weiß ich doch, dass es dann wieder stressig wird und wie schlecht er mit stressigen Situationen umgehen kann. 

War ihm scheinbar egal. Er wartete. Und wartete. Und bereitete sich auch sonst nicht vor. 

Um 10:35 Uhr fuhr mein Vater los, um Muttern abzuholen. Und Schatz saß immer noch da wie eine Statue. Ungeputzte Zähne, Jeans und Pulli. Und selbst als Papa schon weg war, rührte er sich erstmal nicht. Hallo?! Ich wurde nervös. Und das nicht nur, weil ich zu spät kommen hasse wie die Pest.

Irgendwann verschwand er im Bad. Ich holte in der Zeit schonmal unser Auto vom etwas entfernten Parkplatz. Ich war inzwischen gestresst, denn ich wusste, es würde verdammt knapp werden. Ich wurde wütend, als er sich in aller Seelenruhe bequemte sich umzuziehen. Nicht, dass er mal freiwillig einen Zahn zugelegt hätte. Nein! Auf Grund seiner Einschränkungen ist er ja im Bewegungsablauf auch nicht der Schnellste. Ich weiß das. Er weiß das. Und trotzdem... bloß keinen Stress...

Um 10:46 Uhr (!) rief mein Vater mich an! Alle wären schon da und würden nur auf uns warten. Schatz stand zu diesem Zeitpunkt in Socken und Unterhose vor dem Bett und friemelte in aller Seelenruhe den Gürtel durch die Anzughose. Sämtliche Knöpfe am noch nicht angezogenen Oberhemd offen (die mussten ja auch alle noch wieder zu!). Schuhe noch angezogen werden. Hinfahren. Parkplatz finden und ggf. noch ein Stück zum Rathaus laufen. Was war ich froh, dass ich in weiser Voraussicht, die Geschenke am Abend zuvor schon in den Kofferraum geladen hatte.

Als ich das Telefonat mit Papa beendet hatte, habe ich geschluckt, die Tränen weggeblinzelt, eine Entscheidung getroffen und den Mann angeblafft: „Ich komme wegen dir NICHT zu spät zur Hochzeit meines Bruders!“ … und dann hab ich ihn halb nackt stehen lassen, bin ins Auto gesprungen und mit 60 durch die 30er Zone gerast, um um 10:55 Uhr im Rathaus aufzuschlagen. Als Letzte! Fünf Minuten bevor es losging! Dabei hatte mein Bruder mir am Freitag noch eine Aufgabe während der Zeremonie anvertraut (die ich übrigens auch beinahe versaut hätte, weil ich wütend, gestresst und emotional etwas überfordert war).

Kurze Nachricht an den Mann, ich würde ihn in ca. 1 Stunde abholen FALLS er denn noch mit wollte. Denn die Rathaustür (da samstags eigentlich geschlossen ist) war zu. Er wäre eh nicht mehr reingekommen. Ich kam nur deshalb noch rein, weil der Trauzeuge so nett war, unten auf mich zu warten. Der Trausaal ist im 1. OG. Da hätte mich keiner bemerkt/gehört. Wäre ich noch später gewesen, hätte ich vor verschlossener Tür gestanden!
 
Und so hat mein Freund die Trauung meines Bruders verpasst, während ich wegen ihm beinahe auch zu spät gekommen wäre und alles verpasst hätte - obwohl ich mehr als rechtzeitig fertig war und er auch mehr als pünktlich hätte fertig sein können. 
 
Hätte...Wäre...Wenn... 

Die Frage kam bei mir auf: Wenn er eh keinen Bock drauf hatte, wieso ist er dann erst mitgefahren? Ich hatte es ihm freigestellt. Er hätte gar nicht mitkommen müssen, wenn er eh nicht gewollt hätte. Aber mitwollen und dann so ne Nummer abziehen? Geht. Gar. Nicht.

Nach dem Sektempfang, wo ich mich mit allen möglichen komischen Blicken und blöden Kommentaren konfrontiert sah - es wussten ja alle, dass ich nicht alleine angereist war! -, fuhr ich wieder nach Hause. Dort fand ich den inzwischen angezogenen und wütenden Mann vor. Das er jetzt sauer auf mich war, weil ich ihn einfach stehen gelassen hatte, machte mich wiederum richtig wütend.

Er wäre ja fast fertig gewesen. Wieso ich nicht gewartet hätte? Sein Ernst?! Und dann dieser Vorwurf: „Bei dir ist doch eh immer alles meine Schuld!“

Auf meine Frage, was ICH hätte anders machen müssen, damit ER rechtzeitig fertig gewesen wäre, bekam ich (natürlich) keine Antwort. Denn mehr als den chronischen Zu-Spät-Kommer rechtzeitig zu wecken, ihm zu sagen, dass es blöd ist, sich nicht schon mal im Bad fertig zu machen und/oder sich wenigstens schonmal umzuziehen, und ihn weiterhin zur Eile zu drängen (was er abgrundtief hasst), kann ich nicht! Hätte ich ihn ins Bad treten und zerren sollen? Hätte ich ihm das Hemd anziehen sollen, wie einem Kleinkind? Was?!

Er ist dann trotzdem mit ins Nachbardorf gekommen um bei der Feier wenigstens anwesend zu sein. Aber wir haben den restlichen Tag kaum 10 Sätze miteinander gesprochen. Immerhin hat er sich bei der Braut für sein Fehlen während der Trauung entschuldigt. Aber ich war mir immer noch nicht sicher, ob er überhaupt verstanden hat, wieso ich so wütend auf ihn war. Bei mir hat er sich jedenfalls an dem Tag nicht entschuldigt.

Die Hochzeit meines Bruders war der EINZIGE Grund, wieso wir einen Tag Urlaub aufgebraucht haben. Wieso ich mich in nur 3 Tagen für knapp 1.000 km auf die Autobahn gezwungen habe - denn ja, die jeweils 5 Stunden Fahrt (wenn es super läuft) sind inzwischen ziemlich anstrengend für mich (vor allem so kurz hintereinander) und er hat ja immer noch Fahrverbot. Der Einzige Grund, wieso wir überhaupt so kurz ins Sauerland gereist sind... und er wollte, dass ich auf ihn warte und den einzigen Grund für den Stress und den verbrauchten Urlaubstag verpasse? Weil er nicht in den Quark gekommen ist? Ich glaub mein Schwein pfeift!

Der Tag danach:
In der Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen. Kontraproduktiv, da ja am Sonntag schon wieder die gut 5-stündige Heimfahrt, mit voller Konzentration auf der Autobahn anstand. 

Morgens hat er sich halbherzig entschuldigt, als wäre dadurch alles wieder gut. Und er wollte reden. Ich nicht. Das hätte mich aufgewühlt. Und übernächtigt UND emotional wäre eine Katastrophe auf der Autofahrt vorprogrammiert gewesen. Also blockte ich aus Sicherheitsgründen sämtliche Kommunikationsversuche seinerseits ab. 

Die (sehr schweigsame) Rückfahrt klappte auch widererwarten problemlos. Aber ich war total am Arsch, als wir gegen 15:15 Uhr Zuhause eintrudelten. Ich hatte ihm am Vormittag gesagt, wir könnten drüber reden, wenn ich ausgeschlafen hätte und es mir wieder besser ging. Denn ich war nicht nur müde; mein Kopf dröhnte und ich war immer noch viel zu wütend.

Aber Zuhause konnte ich mich nur kurz mit duschen und Wäsche waschen „drücken“. Denn er drängte weiter auf das Gespräch.
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Also haben wir geredet. Und ICH habe die Beziehung beendet. Das hätte ich vielleicht schon vor Jahren tun sollen. Aber ich bin ein unverbesserlich loyaler Mensch und ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber alles so weiterlaufen lassen, geht nicht mehr. Ich kann und will es nicht mehr. Und es ist tragisch, dass ich so lange gebraucht habe, um zu dieser Selbsterkenntnis zu kommen. 

Denn Fakt ist: diese Beziehung war schon viel zu lange nur einseitig. Der Vorfall auf der Hochzeit meines Bruders war einfach nur der letzte Tropfen, den es gebraucht hat. Und Tropfen - Kleinigkeiten und größere Probleme - haben sich die letzten Jahre wirklich mehr als genug angesammelt und summiert. Ob ich mich jemals zum gesamten Ausmaß äußern werde, weiß ich nicht. Aber die Situation auf Bruderherz' Hochzeit, war einfach die eine (letzte) Sache, die das nur noch spärlich zusammengehalten Beziehungsgefüge hat kippen lassen.
 
Ich kann nicht immer nur geben ohne auch was zurück zu bekommen. Ich bin weder seine Mutter, noch seine Haushaltshilfe noch seine Sozialbetreuerin. Wie ein geschätzter Partner habe ich mich schon viel zu lange nicht mehr gefühlt. Ich war unglücklich und habe es mir viel zu lange nicht eingestanden. 

Er meint, er liebt mich noch. Ich glaube, es ist nur Gewohnheit und Bequemlichkeit. Denn Taten folgten den drei Worten schon lange nicht mehr. Und falls doch (meist nach einem Streit), sind es nur Eintagsfliegen. Sobald ich dann wieder "funktioniere", ist alles wieder beim Alten. Diese einseitige Beziehung hat mich inzwischen komplett ausgebrannt. Ich bin so müde. Ich bin es leid, um etwas zu kämpfen, was es so schon lage nicht mehr gegeben hat. Manche Wünsche gehen nicht in Erfüllung, egal wie sehr man sich bemüht.

Zwei Sätze die direkt nach dem Gespräch kamen, bestätigen meine Vermutung. Denn der erste war: „Und wie soll das jetzt deiner Meinung nach weitergehen? Heißt das, du kochst jetzt nicht mehr für mich?!“ DAS ist sein dringlichstes Problem nach der Trennung?

Der andere war: „Ich will nicht alleine sein!“

Wer will das schon? Aber nur um nicht alleine zu sein einfach so weitermachen? Kann ich nicht. Will ich auch nicht. Und es tut mir trotzdem im Herzen weh. Ich bin chronisch müde. Ich brauche eine Pause von diesem ständig nehmenden und fordernden Mann, der weder emotional noch mit tatsächlicher Hilfe etwas zurück gibt und zu viel Zeit in seiner eigenen Bubble verbringt.

Er wollte, das ich ihm noch eine Chance gebe. Aber da habe ich ihm im Laufe der vergangenen Jahre schon so viele gegeben. Genutzt hat er keine einzige. Mein Limit ist auch hier erreicht, denn es gab keine dauerhaften Verbesserungen an der Situation als solche. Nie. Denn an diesem Punkt waren wir in all den Jahren ja schon öfters als mir lieb ist. Es ist fast peinlich, wie oft ich wieder eingeknickt bin. Aber wenn sich bisher nie was geändert hat, wird es das auch jetzt nicht tun.

Ich hab mich immer darüber aufgeregt, dass Frauen ihre schlagenden Männer nicht verlassen...ich glaube, ich bin nicht besser. Nur das meiner mich nie geschlagen hat.

Was mich auch etwas geschockt und gleichzeitig in meiner Entscheidung bestärkt hat war seine Aussage, dass er schon länger gemerkt hätte, dass die Beziehung den Bach runtergeht. Aber den Arsch hochbekommen und aktiv geworden, hat/ist er von sich aus auch nicht. Scheint ihm also nicht wirklich wichtig gewesen zu sein, solange ich noch als „Partnerin“ funktioniert habe. 

Jetzt, wo ich als Partnerin plötzlich nicht mehr „funktionstüchtig“ bin, tut ihm alles Leid und er gelobt Besserung. Will noch eine Chance. Wie schon unzählige Male in den letzten 18 Jahren. Er akzeptiert meine Entscheidung der Trennung nicht wirklich.
 
Zu wenig. Zu spät. Und außerdem: Das hatten wir ja alles schon zig Mal. Und geändert hat sich, wie schon gesagt, trotzdem nichts.
 
Er fragte: „Willst du 18 Jahre denn einfach so wegwerfen?“. Nein. Nicht einfach. Und schon gar nicht einfach so. Ich habe mir da, ehrlich gesagt, in den letzten 12 Monaten regelmäßig Gedanken zu gemacht. Jedes Mal, wenn ich wieder gestresst nach Hause kam, nichts von den versprochenen Dingen erledigt wurde und er entspannt auf der Couch lag während ich bis zum Umfallen rotiert habe. 
 
Jedes Mal, wenn ich völlig müde und erschöpft einfach nur meine Ruhe haben wollte und er wieder irgendwas von mir brauchte, was nicht warten konnte und was er nichtmal versucht hat, selbst zu regeln.

Jedes Mal wenn wir uns gestritten haben, und er mir Vorwürfe machte, ich würde die Schuld nur bei ihm suchen, statt mir zu sagen, was ich seiner Meinung nach selbst besser/anders machen müsste/könnte. Denn da kam nie was. Alles was er an Änderungswünschen vorbrachte, wäre für mich in noch mehr Arbeit und Stress ausgeartet, als ich es eh schon hatte. Hilfe bot er hingegen so gut wie keine an. Und wenn ich seine Hilfe aktiv einforderte, dann lief das mal 1-2 Wochen. Und wenn ich mich „beruhigt“ hatte, war alles wieder wie vorher. 
 
Das ist unter anderem ein Grund, wieso ich dieses Mal nicht einknicke. Er bekommt nicht noch eine Chance. Denn die hatte er in den letzten Jahren mehr, als ihm irgendwer sonst gegeben hätte. Genutzt hat er keine einzige. Geändert hat sich gar nichts. Ich habe kein Interesse daran, alles einfach bis zum Sankt Nimmerleinstag so weiterlaufen zu lassen, nur damit ich mich irgendwann mit Burnout irgendwo stationär einweisen lassen muss.
 
Am Montagmorgen, nach dem Gespräch - nach meiner verkündeten Trennung - kam er an und meinte, das wäre am Sonntag ein richtig mieser Zeitpunkt für das Gespräch gewesen, denn er hätte schlecht geschlafen und müsste jetzt arbeiten. Hallo? Er hat doch drauf gedrängt das wir das noch am Sonntagabend bereden. Und ich hatte auch schlecht geschlafen und musste arbeiten. Für so ein Gespräch gibt es NIE einen "guten Zeitpunkt". Aber wie üblich drehte sich wieder alles nur um ihn und seine Bedürfnisse.
 
Und dann wünschte er immer noch eine weitere Chance. Und er wollte, dass ICH mir überlege, was WIR noch versuchen könnten, um die Beziehung zu retten. Versteht ihr was ich meine? ER will die Beziehung retten und ICH soll mir was überlegen. Er bleibt weiterhin passiv!
 
ICH soll IHM nen Schubs geben, wenn er mal wieder in Faulheit abdriftet oder Versprechen nicht einhält. Was mache ich denn schon seit 18 Jahren?! Vielleicht kommt mein Tennisarm ja gar nicht vom streichen der Küche, sondern weil ich dem Mann seit 18 Jahren immer wieder einen Schubs gebe. 
 
Wenn er sich alleine nicht klar darüber wird, was falsch läuft, dann weiß ich nicht. Wenn er nicht von selbst drauf kommt, wird er nie was ändern, einfach weil es in seinem Kopf nicht wirklich ankommt. Ich bin keine Sozialbetreuerin, keine Hauhälterin. Ich wollte einen Partner und keinen "Angestellten", dem man alles immer wieder erklären und beauftragen muss. Und ich will auch keine Angestellte sein, die den Haushalt (fast) alleine schmeißt, während der werte Herr auf der Couch lümmelt und sich beschwert, wieso ich mein Essen hinstelle und er sich seins selbst aus der Küche holen muss (ist tatsächlich schon öfters vorgekommen).

Seiner Familie will er die "Neuigkeiten" auch immer noch nicht wirklich sagen. Vielleicht ist es ihm peinlich, dass (seine Worte) diese Beziehung quasi genauso geendet ist, wie die vorherige - nur dass ich ein bisschen länger durchgehalten habe, als meine Vorgängerin.
 
Ich mag ihn immer noch sehr. Er ist mein bester Freund. Aber mehr nicht (mehr). Da ist keine (romantische) Liebe mehr übrig. Zumindest nicht so. Nicht von meiner Seite. Ich bin emotional kaputt und ausgelaugt. Es ist Zeit, mich mal um mich selbst zu kümmern und nicht immer nur um ihn. Wobei er immer noch hofft, wenn er sich jetzt ganz doll Mühe gibt, liebe ich ihn in bald auch wieder. Und ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.

Die Zukunft?
Wir bleiben (vorerst) zusammen wohnen. Notgedrungen. Der „Notfallplan“, den wir vor 18 Jahren beschlossen haben, ist direkt in Kraft getreten. „Und wenn es mit uns nicht klappt, machen wir einfach eine WG auf.“. Denn freundschaftlich verstehen wir uns nach wie vor sehr gut. Vielleicht war das Teil meines Problems, das ich die Schieflage der Beziehung nicht rechtzeitig erkannt habe. Ich weiß es nicht. 

Außerdem bleibt die Tatsache: Bei den horrenden Mietpreisen in Freiburg und Umgebung können wir uns kaum jeder eine eigene Wohnung leisten, selbst wenn wir in absehbarer Zeit, jeder eine finden würden. Aber selbst dieser Gedanke ist in der aktuellen Wohnungslage in der Stadt und im Umkreis eher utopisch. Aber man weiß ja nie.

Da wir beide keinerlei WG Erfahrung haben, werden wir das weiterhin austüfteln und uns anpassen müssen. Ich denke, das kann klappen - wenn er mitzieht. Denn wir teilen ja eh schon so ziemlich alles auf. Irgendwie. Allerdings werde ich ihn nicht weiter nebenher mitfinanzieren. Ich bin gespannt, wie sich das auswirken wird. Denn so wirklich habe ich tatsächlich keine Ahnung, wieviel von meinem Geld nebenher und unbemerkt für ihn draufgeht. Das hat mich ehrlich gesagt bisher auch nie wirklich interessiert - nicht, solange wir als Paar zusammen waren. Ich werde also so eine Art Haushaltsbuch anfangen.

Da wir für die Mai-Baustelle eh Möbel rücken mussten, haben wir das genutzt, um direkt auch klarere, getrennte Strukturen in die Wohnung zu bekommen. Das hatten wir eh vor, da wir ja auch schon gute zwei Jahre getrennt schlafen (wegen unserer unterschiedlichen Schlafrhythmen und seinem Geschnarche). Jetzt wurde das Ganze nur etwas beschleunigt und „getrennter“ als ursprünglich gedacht. 

Dass ich einen Tag vor unserem 18. Jahrestag einen Schlussstrich gezogen habe, war Zufall und keine (böse) Absicht. Schon ironisch, dass ich quasi am Jahrestag eine Beziehung beende, während mein Bruder am Jahrestag die Ehe eingeht.

An unser neues Single-Dasein werden wir uns wohl auch gewöhnen müssen. Immerhin waren wir 18 Jahre als Paar zusammen. Wobei er die Trennung immer noch nicht wirklich zu akzeptieren scheint, während ich mit dem Thema relativ schnell abgeschlossen und meinen Frieden gemacht habe. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich schon so lange darüber nachgedacht habe. Ich habe sogar schon einen Online-Beitrag über "Stille Trennungen" gelesen... und tatsächlich traf davon sehr vieles auf UNS BEIDE zu.

Wenn er dazu bereit ist, die Freundschaft weiter zu pflegen, dann ist mir das Recht. Aber von meiner Seite aus, ist das Thema Beziehung mit ihm tatsächlich vom Tisch. Und ja, obwohl es meine Entscheidung war und ich sehr mit mir gerungen habe, bin ich darüber dennoch traurig. So hatte ich mir/uns das nicht gewünscht. Aber ich weiß, wenn ich so weiter mache, werde ich es noch mehr bereuen, nicht vorher einen Schlussstrich gezogen zu haben. Er muss es jetzt nur noch selbst in seinen Kopf bekommen, und das alles akzeptieren. Und das wird dauern - dazu kenne ich ihn zu gut.

Und selbstverständlich gehören zu einer Beziehung und zu deren Scheitern immer zwei Menschen. Aber wenn ich nie ein produktives Feedback bekomme, selbst wenn ich frage; wenn er mir nie sagt, was er will und sich wünscht... wie soll ich denn was ändern, wenn ich nichtmal weiß was? Denn alles was er immer nur wollte, war, wieder regelmäßig wandern zu gehen. Als wenn das wie durch Zauberhand alle Probleme lösen würde. Und ich bin tatsächlich im Moment viel zu müde und ausgelaugt, um überhaupt ans wandern zu denken.
 
Denn es geht ja nicht ums Wandern alleine - mal ganz abgesehen davon, dass es nicht sein erhofftes Wundermittel sein kann und er gesundheitlich dazu aktuell auch gar nicht wirklich in der Lage wäre - ich sag nur Arthrose im Fuß. Davor oder danach muss ja trotzdem noch Haushalt gemacht werden (die Zeit, wo wir wandern, fehlt dafür dann wieder). Und nach dem Wandern haben wir Hunger. Also muss Essen auf dem Tisch. Wer steht in der Küche und kocht und räumt nachher wieder alles auf? ICH! Und das obwohl ich dann auch kaputt und hundemüde bin. Und er? Pennt für gewöhnlich auf der Couch ein, sobald wir Zuhause ankommen, während ich noch arbeite, statt mich auch auszuruhen. Und das versteht er alles nicht.
 
Die letzten Jahre war wandern für mich nicht wirklich erholsam und entspannend, da ich - ohne Rückendeckung - immer nur an die noch anstehende Arbeit gedacht habe, die ich in viel kürzerer Zeit alleine erledigen musste. Während der werte Herr dann völlig kaputt und total entspannt ins Land der Träume abgedriftet ist, statt die Hinterbacken zusammen zu kneifen und mal was zu helfen.
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Zumindest versuchen wir aktuell auszutüfteln, ob wir als WG und Freunde funktionieren können oder ob es besser ist, wenn ich - FALLS ich eine bezahlbare Wohnung im Raum Freiburg finden kann - nicht doch über kurz oder lang besser ausziehe. Zumindest ER wird sich um das Stämmen der Miete keine sooo großen Gedanken mehr machen müssen wie ich, da er seit Mai eine Art Rentenzuschuss (keine Ahnung wie das korrekt heißt) bekommt, mit dem er meinen Mietanteil locker bewältigen kann. Es bliebe davon sogar noch ein kleines Bisschen übrig. Ich könnte zur Not wohl Wohngeld beantragen, wenn ich meine eigenen 4 Wände beziehen müsste. Aber wie es hier jetzt weiter geht, wird sich in den nächsten Wochen/Monaten noch zeigen müssen. 

Denn falls wir als WG zusammen wohnen bleiben, muss er ja trotzdem mal den Arsch hoch bekommen. Ich erwate von einem Mitbewohner ja auch ein Mindestmaß an Sauberkeit und Einsatz - zumindest in den drei gemeinschaftlich genutzten Räumen (Küche, Bad und Wohnzimmer).

 
Edit: 
Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich diesen Post hochlade (habt ihr sicher am zeitlichen Abstand gemerkt). Den ersten Teil habe ich in der schlaflosen Nacht nach DEM Gespräch schon geschrieben. Am Ende habe ich beschlossen: Wieso nicht? So ist es nunmal. Es ist Tatsache. Es tut immer noch etwas weh, wenn ich dran denke - auch jetzt nach drei Monaten. Aber Grundsätzlich, geht es mir sehr gut.
 
Seine Familie weiß es immer noch nicht. Meiner werde ich es - von Angesicht zu Angesicht - sagen, wenn ich im August (oder September?) wieder ein paar Tage hochfahre. Und ich habe beschlossen, alleine zu fahren und ihn nicht als "BFF" mitzunehmen. Das ist nämlich auch so ein Thema, was mir die letzten Jahre übel aufgestoßen ist und weswegen wir viel gestritten haben. Er hat mir die wenige Zeit, die ich im Jahr mit meiner Familie verbringen kann, in den letzten Jahren JEDES MAL irgendwie versaut, weil ihm irgendwas quer gegangen ist und er dann bockig wurde, wie ein kleines Kind. Und auch darauf, habe ich keine Lust mehr. Ich sehe meine Familie nur selten, und die Zeit will ich genießen - ohne mich von ihm und seinen Launen runterziehen zu lassen. Außerdem ist auch immer noch unklar, wann ich genau Urlaub machen kann (siehe Post für die KW 26).
 
Allein die Trennung "laut auszusprechen" hat bei mir emotional schon einiges bewirkt. Ich konnte mich gedanklich mehr lösen. Seine Launen gehen mir definitv inzwischen mehr am Allerwertesten vorbei. Ich fühle mich nicht mehr so verantwortlich, wie für einen "Partner". Ich nehme mir bewusst mehr Zeit für mich - das kann aber noch besser werden. Achzehn Jahre bedürfen auch bei mir einer langesamen Umgewöhnung. Aber es wird. Zumindest bei mir/für mich. Die paar Tage alleine bei meiner Familie/mit alten Freunden, werden mir definitiv gut tun. Je nachdem wann ich dann im Herbst Urlaub mache, fahre ich vielleicht nochmal für ein paar Tage alleine weg (und nicht zur Sippe). Me Time. Mir klar werden, wie es weitergeht. Feststellen, was ich will - von mir selbst und der Zukunft. Und er? Braucht die Zeit ohne mich definitiv auch. Denn er muss dringend lernen, wieder mehr Eigenverantwortung zu übernehmen!
 
Nebenher: Augen offen halten, ob sich am Wohnungsmarkt nicht doch ein kleines Wunder auftut. Im Moment funktioniert die WG größtenteils. So langsam akzeptiert er, dass von mir nicht mehr als Freundschaft zu erwarten ist. Aber wie lange? Spätestens wenn einer von uns wieder das Bedürfnis hat, sich ins Dating zu stürzen, wird es schwierig. Aktuell hab ich allerdings von Männern die Nase voll. Klar, unverhofft kommt oft. Aber ich will erstmal wieder zu mir selbst finden. Das habe ich in den letzten knapp zwei Jahrzehnten wirklich aus den Augen verloren. Und ich kann gut alleine sein. Ich bin introvertiert und brauche nicht alle Nase lang Leute um mich rum. Alleine sein macht mir keine Angst. Ich schaue positiv nach vorne - alles wird sich irgendwie schon ergeben. Das tut es doch immer. Ich finde meinen Weg. Das habe ich auch immer. Manchmal dauert es halt länger. Denn ja, ich bin ein Overthinker - zumindest wenn es um so wichtige Entscheidungen geht. Aber ich fühle mich jetzt schon deutlich freier, als von vor ein paar Monaten. ZEIT! Und die nehme ich mir :-) Macht euch also keine Sorgen. Es geht mir gut :-D

Montag, 22. November 2021

Ich hab jetzt ne Tasse mehr im Schrank!

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Seit ich vor nunmehr 2 Jahren die Pille abgesetzt habe, habe ich auch wieder alle paar Wochen mit der Periode zu tun. By the way, schwanger war und bin ich trotzdem nicht geworden. Geht also auch ohne "künstliche Hormone" wenn man will ;-)

Im Dezember 2019 schrieb ich zuletzt davon, was sich bei mir nach dem Absetzen der Pille so geändert hat. Nach wie vor bin ich mit meinem Entschluss mehr als zufrieden. Die Periode kommt immer noch regelmäßig und normal. Nur sind die PMS-bedingten Wehwehchen zwischenzeitlich doch etwas mehr und vor allem deutlicher geworden.

Kurz vor der Periode hab ich extrem unreine Haut. Zwei- bis dreimal täglich das Gesicht mit Wasser und Seife zu "entfetten" hilft allerdings gegen die meisten Pickel. Nur wenn ich es schleifen lasse, sehe ich wirklich schlimm aus - vor allem das Kinn ist eine richtige Problemzone geworden.

Ich hatte in diesem Jahr 2 Mal mit starken Rückenschmerzen zu kämpfen, wie ich sie noch nie in meinem Leben hatte. Wusstet ihr, dass es tatsächlich einen "Menstruations-Rücken" gibt? Das sich, wenn sich kurz vor der Periode der Uterus zusammenkrampft, um den Schmodder los zu werden, sich auch umliegende Muskeln dermaßen verspannen können, das man die Rückenschmerzen der Hölle erleidet? Mir war das bis dato unbekannt und auf Wiederholungen verzichte ich daher gerne.

Gereiztheit ist in der Woche vor der Periode zum Glück nur unregelmäßig ein Thema. Mit depressiven Phasen hab ich absolut nichts mehr am Hut. Allerdings ist die Fresslust vor den Tagen inzwischen ein nerviges Problem. Mal ist sie stärker, mal schwächer. Aber sie ist in der Woche vor der Menstruation immer da. Das Phänomen wurde offenbar auch wissenschaftlich untersucht und liegt scheinbar am stark schwankenden Progesteron-Spiegel. Frauen reagieren auf diese Veränderung des Hormonspiegels unterschiedlich stark. Leider gehöre ich scheinbar zur Kategorie "Mimose" und mein Körper findet das grundsätzlich erstmal scheiße.

Damit komme ich aber irgendwie klar. Denn selbst das ist besser, als nur apathisch in der Ecke zu liegen, wie ich es mit der Pille zuletzt IMMER getan habe. Nur die Gewichtsreduktion klappte bisher gar nicht. Die alle ca. 3-4 Wochen auftretenden Fressattacken sind da auch nicht sonderlich hilfreich. Als Teilerfolg verbuche ich es, dass ich es meinen unermüdlichen Bemühungen zu verdanken habe, dass ich nicht noch mehr zugenommen habe. Das Gewicht konnte ich die letzten 2 Jahre recht stabil halten. Das ist zwar nicht das Ziel gewesen, aber immernoch besser als eine völlig unkontrollierte Zunahme! Und genau die befürchte ich, wenn ich aufhöre, es mit dem Abnehmen weiter zu versuchen und "einfach mache wie ich will".
 
Und genauso lange, wie ich mich nun schon wieder mit Tante Rosa beschäftigen muss, so lange überlege ich schon, mal eine Menstruationstasse auszuprobieren (wie man im Post von 2019 lesen kann) - womit wir endlich beim Blog-Titel angelangt wären ;-) Unfassbar, dass ich so lange mit dem Gedanken gespielt habe und mich erst dieses Jahr getraut habe, mir tatsächlich eine anzuschaffen.

Denn gerade beim Wandern oder im Urlaub ist es nicht immer so einfach, "mal eben" einen geeigneten Ort zu finden, um einen Tampon zu wechseln. Von Binden bin ich komplett weg - das ging für mich gar nicht! Ich hab zweimal beim Wandern den Stöpsel in freier Natur getauscht (Gefrierbeutel und Desinfektionstücher sind eine tolle Erfindung!). Geht, wenn's wirklich sein muss. Muss aber wirklich nicht sein ;-)

Mal ganz abgesehen davon, das Hygieneprodukte auf Dauer echt ins Geld gehen, im Schrank Platz wegnehmen, man immer aufpassen muss, genug dabei zu haben usw. Was das alles an Müll verursacht, kam mir erst sehr spät in den Kopf. Aber es ist enorm. Und! Viele der konventionellen Hygieneprodukte enthalten scheinbar auch noch Plastik, was bis zu 500 Jahre zum verrotten braucht. Und wer will eigentlich Plastik und Bleichmittel im Körper haben?

Da wäre doch finanziell und der Umwelt zuliebe so eine Menstruationstasse die bessere Alternative. Aber es gibt von den Dingern zig verschiedene Hersteller, verschiedene Größen, verschiedene (härtere/weichere) Materialien - und scheinbar passt nicht jeder Becher zu jeder Frau. Fragen wie "Sitzt deine Patio hoch oder eher tief während der Periode?" oder "Hast du schonmal entbunden?" spielen bei der Auswahl eine wichtige Rolle. Denn so ein Becher kostet zwischen 10 und 30 EUR. Da wäre ein Fehlkauf wirklich mehr als ärgerlich. Da so ein Teil aber auch gute 10 Jahre halten soll, rechnet sich das schon, so ganz grundsätzlich einen anzuschaffen. 

Ich hab lange überlegt, viel gelesen und auch einige Damen auf Youtube angeschaut, die über das Thema und ihre Erfahrungen berichtet haben - was ich echt super finde, das solche Themen inzwischen auch offen kommuniziert werden. So ganz entschlussfreudig wurde ich dadurch aber auch nicht.

Und dann sah ich - eher zufällig - eine Werbeanzeige online von einem One Size Becher, der allen Frauen passen soll. Na, das wäre doch mal was :-)

In Freiburg gibt es einen einzigen Laden (in meinem Bewegungsradius), der diese Dinger führt, also fuhr ich ein paar Tage später hin, und kaufte mir für 26 EUR meine erste Menstruationstasse. Leider hatten sie nur lila als Farbe zur Auswahl im Laden. Aber was soll's. Ich seh ihn ja eh (die meiste Zeit) nicht :-D Dieser Becher ist Made in Germany und aus 100 % medizinischem Silikon.
Ich hab das Teil dann noch 2 Zyklen daheim liegen gehabt, bevor ich mich "getraut habe" ihn auch das erste Mal zu benutzen.
Kurz vor der nächsten Periode hab ich das Falten des Bechers schon etwas "geübt" und mich mit Material, Verhalten und Größe etwas vertraut gemacht. Verglichen mit nem Tampon ist das Ding nämlich monströs groß.
Vor dem ersten Einsetzen dann brav abgekocht und schon konnte es losgehen.

Das erste Einsetzen war nicht von Erfolg gekrönt, denn mir ist das Teil aus den Fingern geschnippt und im WC gelandet. Also, direkt ein zweites Mal abkochen.

Der zweite Versuch klappte dann. Er ging rein, ploppte auf und verstöpselte alles hervorragend. Zu hervorragend, wie sich gut 15 Minuten später herausstellte. Denn ich konnte kein Wasser mehr lassen! Der Rand des Bechers drückte so stark auf den Harnleiter, dass außer spärlichem Getröpfel nichts kam und das Gefühl "innen", auch super unangenehm war. Dabei hieß es ja überall, dass man den Becher gar nicht spüren soll, wenn er korrekt und perfekt sitzt. Blöd!

Natürlich wollte ich den Becher sofort rausnehmen und neu positionieren. Dabei war ich aber zu hecktisch, das Vakuum löste sich nicht und ich hab mir ziemlich weh getan!

Das wunde Gefühl begleitete mich noch 2-3 Tage lang. Den Becher hab ich nur 2 Tage getragen. Denn egal wie ich ihn positionierte, immer klemmte er die Harnröhre (mal mehr, mal weniger) ab :-( Nicht gut!

In der Gebrauchsanweisung des Cups steht, dass eine Frau durchschnittlich 4-5 Zyklen braucht, um so einen Becher richtig handhaben zu können. 

Die Zeit bis zur nächsten Periode habe ich also wieder mit Recherche verbracht. Speziell bei diesem Cup gab es wohl einige, die das Harnleiter-Problem hatten. Zwei Möglichkeiten: 1. den Cup doch etwas höher einsetzen (obwohl er generell eher tiefer sitzt als ein Tampon) oder 2. der One Size Cup ist zu groß für mich, weil ich noch kein Kind bekommen habe. Das wäre jetzt natürlich mega blöd! Wo die Hersteller doch werben mit: "Passt allen!"

Bei der nächsten Periode also wieder versucht. Den Winkel beim einführen etwas geändert, etwas tiefer rein...plopp. Sitzt. Alles ist dicht. Trotzdem ein leicht komisches Gefühl. Und Pipi machen geht auch nur so einigermaßen. Am nächsten Tag abends dann der Supergau. Obwohl ich dachte, das Teil säße echt gut (weil ich ihn wirklich kaum gespürt habe), bekam ich nach ca. 30 Minuten furchtbare "Rückenschmerzen". Mir fiel brühwarm ein Video ein, wo eine Dame wegen sowas in der Notaufnahme gelandet war - Harn-Rückstau bis in die Nieren. Ich hab den Becher sofort entfernt und ihn die restlichen Tage auch nicht mehr benutzt. Mir reichte es jetzt schon... Ich hab so ziemlich jede mögliche Höhe und Position ausprobiert, nichts half. Scheinbar hab ich keine "Fließband-Mumu", wie es eine Youtuberin nannte :-D
 
Ich hab schließlich in einen anderen Becher investiert. Der kostete nur rund 18 EUR. Größe M wurde gewählt. Von der Form her etwas anders als der erste. Aber der Durchmesser der Öffnung war fast identisch. Das Material einen Hauch weicher. Aber auch das nützte alles nichts. Zwei Zyklen hab ich dran rumprobiert. Nichts. Die gleichen Probleme. M ist mir tatsächlich zu groß :-/
Kurz davor aufzugeben und weiter klassische Hygieneprodukte zu benutzen, hab ich mir für 9 EUR von einem dritten Hersteller einen Becher in Größe S gekauft. Dieser ist auch aus 100 % medizinischem Silikon und Made in Österreich. Als es soweit war hab ich ihn abgekocht und ausprobiert und was soll ich sagen? PASST! Direkt beim ersten Versuch! Drückt nicht, rutscht nicht, klemmt nichts ab, und wenn ich mich bewege merke ich ihn gar nicht - genauso, wie es sein soll :-D
Ich bin etwas erstaunt, das mein XXL Körper ausgerechnet dort eine Größe S braucht :-D Verrückte Welt.
 
Auch nach jedem Wechsel hab ich den Cup wieder neu perfekt platzieren können. Auch das Herausnehmen ohne "zu kleckern" klappt super. Hier muss ich sagen, hat mir tatsächlich der zu große lila Becher die Reinigung "optisch" etwas erleichtert. In der durchsichtigen Variante sieht man halt alles so, wie es ist. Wer also generell nicht "mit sich im Reinen ist" und mit sowas ein Problem hat oder sich ekelt (obwohl ich mir das als Frau nicht so recht vorestellen kann, denn immerhin gehört das ja zu unserem Alltag), sollte also besser die Finger davon lassen.
Ich bin jedenfalls super zufrieden mit meinem Becher. Er tut was er soll und die Handhabung hat man fix raus - forausgesetzt man hat auch die für sich passende Größe ermittelt.

Über die Müllersparnis freue ich mich sehr. Darüber, dass ich nicht mehr so penibel die Uhr im Auge behalten muss auch (Stichwort: TSS). Das Toxic Shock Syndrom kann wohl auch beim Becher auftreten, scheint dort aber weitaus seltener vorzukommen, als mit herkömmlichen Hygieneprodukten.
 
Für die leichtere Handhabung auf Reisen oder generell unterwegs habe ich mir tatsächlich den gleichen Becher ein zweites Mal gekauft. Denn ich kann ihn dann abgekocht in seinem Säckchen mitnehmen und ihn schnell einsetzen, wenn ich mal wechseln muss. Gerade auf öffentlichen WCs hat man ja nicht unbedingt ein Waschbecken und Seife in der Nähe um "mal eben"... Und da trage ich lieber einen kleinen, leichten Zweitbecher rum, als eine schwere Wasserflasche zum säubern unterwegs :-D
 
Was ich mit den zwei "Fehlkäufen" nun mache, weiß ich allerdings noch nicht. Angeblich gibt es so eine Art Tauschbörse (auf für gebrauchte Becher). Aber damit hab ich mich jetzt noch nicht beschäftigt.
 
Wie sieht's bei euch aus? Kennt ihr Menstruationstassen? Nutzt ihr sie vielleicht sogar auch? Wenn ja, wie sind eure Erfahrungen?

Mittwoch, 15. September 2021

Anti-Hornhaut Socken - Ein Erfahrungsbericht

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Aus der Drogerie hatte ich mir spontan eine Anti-Hornhaut Fußmaske in Sockenform mitgebracht. Das es sowas gibt, hatte ich schon gehört. Aber ausprobiert hatte ich sie noch nie.

Da ich wirklich viel zufuß gehe, barfuß laufe und wandere, hab ich schon gut Hornhaut an den Füßen. Mal mehr mal weniger. Manchmal und an kleinen Stellen so dick, dass sie tatsächlich anfängt zu drücken. Bisher bin ich der ganzen Sache immer klassisch zu Leibe gerückt. Mit Feilen und Raspeln/Bimstein. Manuell oder batteriebetrieben. Das funktioniert super, nimmt aber auch etwas Zeit in Anspruch. Und verrenken muss man sich auch manchmal.

Da klang so eine Anti-Hornhaut Socke echt verlockend: Überziehen, einwirken lassen und die Hornhaut verschwindet von ganz alleine. Klar, dass ich sowas mal ausprobieren möchte.
Das gewählte Produkt war von "#be routine" und warb für "geschmeidig weiche Füße". Der Preis war mit 5,95 EUR schon ziemlich happig. Aber wenn's hilft, okay.
In dem Folienbeutel (wie von einer Gesichtsmaske) waren 2 Socken und zwei kleine Klebestreifen. Die Anwendungsanleitung denkbar einfach:
1. Füße von Nagellack und Schmuck befreien und waschen/trocknen
2. Socken überziehen, zukleben und 30-60 Minuten einwirken lassen
3. Socken wieder ausziehen, Füße nochmal gründlich waschen und danach eincremen. Fertig.
Bei der Einwirkzeit ging es schon los. Da stand "je nach Verhornung" 30-60 Minuten. Ich hab da keine Vergleichswerte. Sind meine Haxen jetzt stark verhornt oder eher nicht? Ich finde schon. Aber sind sie es wirklich? Mangels Wissen und Vergleich habe ich mich für die goldene Mitte entschieden und die Socken 45 Minuten anbehalten.

Socken? Die Dinger sind One Size. Ob Schatz seine Quanten da rein bekommen hätte, wage ich zu bezweifeln (scheint also definitiv nur für Frauenfüße gedacht zu sein). Mir waren sie allerdings deutlich zu groß und ich fühlte mich, als hätte ich mit Schleim gefüllte Gefrierbeutel an den Hufen. Das fand ich richtig seltsam - fast schon ekelig - und allein deshalb würde ich das Experiment wohl eher nicht nochmal wiederholen.
Den Hinweis "Achtung! Rutschgefahr beim Laufen." sollte man definitiv ernst nehmen. Wobei es beim Laufen bei mir eigentlich ganz gut ging, wenn ich im Kriechtempo durch die Wohnung geschlichen bin. Das erste Aufstehen war höllisch! In den "Socken" ist eine Art Gel. Und bis die Füße ihre Position gefunden haben, glitscht man gefährlich in den Dingern herum. Mit den beigefügten Mini-Klebestreifen ließen sie sich auch nicht gut verschließen. Da ich nicht viel rumgelaufen bin, hat aber alles einigermaßen gehalten.

Vom Geruch her waren sie okay. Ich hab schon besseres gerochen, aber richtig gestunken haben die Socken auch nicht.

Ich habe mich 100 % an die Anleitung gehalten. Vorher Füße gewaschen und danach auch. Wobei das waschen DANACH fast zu einem Unfall geführt hätte. 

Schlau, wie ich bin, habe ich vor der Badewanne stehend die erste Socke ausgezogen, Bein über den Rand, vollgeschleimten Fuß in die Wanne (weil ich mich zum entfernen der zweiten Socke auf den Rand setzen wollte). GLITSCH! Ob es besser gewesen wäre, mit den in den Socken glitschenden Füßen erst in die Wanne zu steigen weiß ich nicht. Ich hab mich jedenfalls furchtbar erschrocken und konnte mich gerade noch halten. Während der Aktion ist dann auch noch der noch am Fuß befindliche Beutel etwas eingerissen. Direkt auf den Rand setzen und Beine einfach rüber schwenken geht bei unserer Badewanne nicht, das sie halb eingebaut ist :-/

Da es sich beim dem Gel aber um Säure (Glycol- und Milchsäure) handelt, kam es nicht in Frage, den Schmodder nur mit einem Kosemtiktuch abzunehmen und dann über die Fliesen zur Badewanne zu laufen. Ich hatte Schiss, dass sich da womöglich auch noch kleine Rest eignen, um Flecken oder sonstwas auf dem Boden zu hinterlassen. Vom extra Müll mal ganz zu schweigen.

Nachdem ich es sicher in die Wanne geschafft hatte, ließ sich der Schmier super abwaschen. Danach die Füße dick eingecremt, richtige Baumwollsocken drüber und Füße hochlegen :-)

Ehrlich? In der guten Stunde, die ich für die Maske samt Vor- und Nachbereitung gebraucht habe, hätte ich mit der üblichen Methode meine Füße dreimal glatt und weich gehabt :-D
 
Laut Hersteller soll der Peeling-Prozess nach 2-7 Tagen einsetzen. Ab jetzt hieß es also nur noch: Warten!
In den ersten Tagen merkte ich nichts. Die Füße brannten nicht, juckten nicht, sahen nicht anders aus als sonst.

An Tag 3 hatte ich an den Fußsohlen dermaßen trockene Haut, dass sie richtig spannte. Das hab ich sonst eher nicht. Außerdem waren die Fußsohlen recht rauh. Gut, das hab ich öfters mal. Das kommt sicher vom barfuß Laufen. Also, mit der Feile alles geglättet (denn es nervt tierisch, wenn die rauhen Füße am Bettlaken hängen bleiben), nochmal dick eingecremt. Danach ging es besser.

An Tag 4 dachte ich vormittags, dass so langsam doch echt mal was passieren könnte für 6 EUR ;-) Ich hab daraufhin Google-Bewertungen zu diesem Produkt gelesen und war schnell ernüchtert. Jetzt war ich erst recht gespannt, wie das Ergebnis wohl aussehen würde.

Von absolut klasse bis absoluter Müll war bei den Bewertungen fast alles dabei (und hielt sich die Waage). Einige fanden es super, haben aber zum Teil für das tolle Ergebnis auch jeden Tag noch ein Fußbad gemacht und sonstigen Aufwand betrieben - was auf dem Produkt natürlich nicht verlangt oder auch nur vorgeschlagen wurde. Bei anderen hat es gar nicht geholfen, schlecht geholfen oder sogar zu allergischen Reaktionen und Hautreizungen geführt. Viele waren unzufrieden damit, dass der Peeling-Prozess erst super spät einsetzte und sich dann die Haut nicht - wie von vielen (auch von mir!) erwartet - in größeren Stücken sondern nur in winzigen Fitzeln löste, was nochmal Zeit verschlang, um das nervige Hautgefühlt wieder los zu werden.

Ich wartete also brav weiter (ohne zusätzlichen Aufwand zu betreiben) und war super gespannt, wie sich die ganze Sache für mich entwickeln würde. Einen ersten Vorgeschmack sollte ich schon am Abend des vierten Tages erhalten. Als ich die Socken auszog, waren sie innen leicht weiß!
Ich hab die Hautfitzel, die nicht in den Socken hängen geblieben waren, über der Badewanne mit einer Bürste abgeschrubbt. Danach ging es etwas besser.

Der 5. Tag war DER "Haupt-Peeling" Tag, wie es aussah. Wenn ihr schonmal einen richtig fiesen Sonnenbrand hattet, der sich am Ende gepellt hat, dann könnt ihr euch ungefähr vorstellen, wie es an meinen Fußsohlen aussah - nur ohne die Schmerzen ;-)
Da, wo sich die alte Haut gepellt hatte, waren die Füße tatsächlich etwas weicher. Dieses "Gefitzel" empfand ich allerdings als äußert nervig. Nachdem ich die Füße wieder mit der Bürste bearbeitet hatte, war es nicht mehr ganz so schlimm.

Auf dem Fußrücken hatte sich zum Glück keine Haut gelöst. Davon hatten ja andere in den Bewertungen geschrieben. Bisher pellte sich tatsächlich nur die Haut unten an den Fußsohlen. Am 6. Tag sahen die Füße am Abend nicht mehr so schlimm aus, wie die zwei Tage davor.
Tag 6
Ich hab sie nicht abgebürstet. Zumindest nicht direkt! Später schon. Denn ich hatte mich beim telefonieren auf der Couch lang gemacht und wunderte mich am Ende des Gesprächs über die komischen weißen Krümmel auf dem Sofa. Zum Glück haben wir da eine Decke drüber! Ich ab die Couch abgesaugt, nachdem ich die Hautschüppchen (diesmal mit der Feile) wieder von den Füßen gerubbelt hatte. Und die Haxen waren schon wieder so furchtbar trocken!

Der Peelingeffekt schien breits am 7. Tag deutlich nachzulassen. Wie bei einem Sonnenbrand hatte sich bisher nur die oberste dünne Hautschicht gelöst. Das bekomme ich schöner, weniger lästig und vor allem schneller mit meiner batteriebetriebenen Feile oder mit Bimsstein nach einem Fußbad hin ;-) Die richtig dicken Hornhautstellen (bei mir am Fersenrand und vorne unterm großen Zeh) sind immer noch da. Viel gelöst hat sich an Tag 7 nicht mehr. Die Füße sahen schon fast wieder "normal" aus.

Am 8. Tag nach der Anwendung waren wir wandern. Durch das Schwitzen im Schuh und die viele Bewegung der Füße, hat sich doch noch so einiges an alter Haut gelöst. Ich war es leid. Es sollte warm werden und meine Füße sahen nicht sonderlich sandalentauglich aus die letzten Tage. Nachdem nach dem Duschen alles schön eingeweicht war, bin ich kurz mit dem Bimsstein drüber - wie neu! Füße noch eingecremt und am nächsten Tag sahen sie richtig gut aus. 

Das hätte ich allerdings mit einem schönen Fußbad und der Anwendung von Bimsstein schon vor Tagen haben können. Ganz ohne diese nervigen Fitzel, vollgekrümmelte Socken und einem beinahe Unfall in der Badewanne!
 
Ich hatte damit gerechnet, dass sich deutlich mehr Hornhaut löst, weil das Zeug immerhin 45 Minuten lang tief eingewirkt hat. Aber es blieb bei der obersten dünnen Hautschicht.
 
Inzwischen sind mehr als 14 Tage rum und nach Tag 8 tat sich tatsächlich gar nichts mehr. Und eigentlich bin ich da echt froh drüber, denn diese winzigen Hautfitzel unter den Füßen waren mehr als lästig.
 
Fazit: Für mich persönlich rausgeschmissenes Geld! Die 6 EUR hätte ich besser in was gescheites investiert. Es hat die Hornhaut nicht besser und auf keinen Fall schneller entfernt, als die klassischen Methoden. Zum Teil war es sogar richtig unangenehm. Ich bleib daher bei Altbewährtem und werde für diesen Käse kein Geld mehr ausgeben.

Hat von euch schonmal jemand diese Dinger ausprobiert und ähnliche Erfahrungen gemacht?

Freitag, 28. Mai 2021

Küss mir die Kimme, Corona! - Vol. 2

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Am 26. März 2021 bekam ich meine erste Impfung gegen Covid-19 im Impfzentrum Freiburg. Ich bekam, nach einem nervenaufreibenden Hin und Her, den Impfstoff von AstraZeneca.Kurz vor meinem Impftermin gab es ja den Impfstopp für dieses Vakzin, wegen vermehrt aufgetretener Hirnvenenthrombosen bei jungen Frauen.
 
Ich hab mich trotzdem drauf gefreut, auch wenn der Impfstoff damals - und auch heute noch - so furchtbar schlecht geredet wurde und wird und in den Medien quasi als minderwertig dargestellt wurde und wird. Was er keinesfalls ist!

Die erste Impfung hatte ich super vertragen und nur ganz leichte Impfreaktionen, die nach 24 Stunden so gut wie weg waren. Nachdem ich vermehrt die Nachrichten verfolgt hatte, kam mir der Gedanke, dass es doch sicherlich einen Zusammenhang mit diesen Hirnthrombosen und der Einnahme von Hormonen (Pille oder Mittelchen bei der Menopause) geben könnte - die ja auch bekannt dafür sind, Thrombosen auszulösen. Denn immerhin waren fast ausschließlich Frauen betroffen, die in diese Altersgruppe fallen und entweder das eine oder andere Hormönchen einnehmen könnten.

Nach einem weiteren Hin und Her wurde schließlich der Impfstoff von AstraZeneca nur noch für die Ü60 Fraktion freigegeben. Die Jüngeren sollten nun doch bevorzugt Biontech oder Moderna geimpft bekommen. Das fand ich so ganz grundsätzlich erstmal blöd. Denn Biontech und Moderna (mRNA) sind ja ganz andere Impfstofftypen als AstraZeneca (Vektorimpfstoff). Vermischen wollte ich die jetzt nicht unbedingt. Das hatte so einen "Versuchskaninchen-Beigeschmack". Aber noch war ja Zeit bis zum zweiten Impftermin. Dieser war mir bei der Buchung des ersten Termins direkt mitgebucht worden. Und zwar am Freitag, den 28. Mai um 15:15 Uhr. Ich hatte mir extra einen halben Tag Urlaub genommen.

Am 22. April lag nun ein Brief vom Impfzentrum im Briefkasten. Hierin wurde ich informiert, dass ich auf Grund meines Alters und der Empfehlung der STIKO automatisch auf einen der beiden mRNA Impfstoffe (Biontech oder Moderna) umgebucht wurde. Und zwar erst Mitte Juni! Irgendwann kurz vor Mittag. Wenn ich das nicht wolle, stünde es mir frei, auch mit AstraZeneca meine Zweitimpfung zu erhalten. Dann müsse ich mich aber selbst um die Umbuchung des Termins kümmern. Ein Link und ein Identifikationscode lagen dem Schreiben bei.
Da ich den Brief ja erst Abends gelesen hatte, habe ich am nächsten Morgen direkt versucht, meinen Hausarzt zu kontaktieren. Der war mit einer der ersten in Freiburg, die gegen Corona geimpft haben (als Freiwilliger in den mobilen Impf-Teams). Außerdem ist er sehr informiert, bildet Ärzte-Nachwuchs aus und ist sehr up to date.

Gegen 9 Uhr bekam ich den Doc ans Telefon. Ich erklärte ihm die Situation und dann war seine allererste Frage tatsächlich, ob ich gerade die Pille oder irgendwelche anderen Hormone nehmen würde. AHA! So ein bisschen sah ich mich nun in meiner Vermutung bestätigt, dass die Einnahme der Pille/Hormone evtl. doch mit diesen Hirnvenenthrombosen zusammenhängen könnten.

Kurzum: Da ich seit 2 Jahren "hormonfrei" lebe und auch sonst noch nie Probleme mit einer Thrombose oder Krampfadern hatte, und da ich die erste Impfung so super vertragen habe, sah er absolut kein Problem darin, auch beim zweiten Mal AstraZeneca zu wählen. Ganz im Gegenteil. Er ist kein Freund davon, Impfstoffe zu vermischen. Das mache man in der Praxis zwar ab und an, aber nur, wenn es wirklich gar nicht anders ginge, weil man beim ersten Mal z. B. allergisch reagiert hat oder ähnliches.

Das Gespräch dauerte kaum 10 Minuten. Ich hatte noch nicht ganz aufgelegt, da hatte ich schon den Link im Browser eingegeben, um mir einen neuen Termin mit AstraZeneca zu buchen. Ich musste wieder meine Daten angeben. Verifizieren musste ich mich mit dem mitgelieferten Code.

Hocherfreut stellte ich fest, dass mir auch Termine 2 Wochen vor dem ursprünglich geplanten Termin angeboten wurden :-D Ärgerlich war jedoch, dass bei der Auswahl eines der früheren Termine ständig eine Fehlermeldung kam. Wohl dem, der lesen kann! Im Kleingedruckten stand nämlich, dass aus logistischen und "Sicherheitsgründen" nur ein Termin AM TAG VOR DEM URSPRÜNGLICH geplaten Datum gebucht werden kann. Schade. Aber, nun gut. Dann halt am 27. Mai. Uhrzeiten über den ganzen Tag verteilt standen zur Auswahl. Natürlich habe ich mich wieder arbeitgeberfreundlich für einen Termin nach Feierabend entschieden. 

Da ich ja bis 17 Uhr arbeiten muss und daher frühestens um 18 Uhr am Impfzentrum sein könnte, es voraussichtlich wieder mind. 30 Minuten dauern würde und ich dann noch wieder heim fahren muss, wäre ich bei einem 18 Uhr Termin völlig ausgehungert erst zwischen 19:00 und 19:30 Uhr Zuhause. Und dann erst das Kochen anfangen? Nee... 

Also entschied ich mich für den 19 Uhr Termin. So könnte ich  zumindest vorher noch was futtern und einem abendlichen Fressrausch entgegenwirken. Der 19 Uhr Termin entpuppte sich leider erst 3 Wochen nach der Buchung als zu knapp für diesen Plan - aber mit etwas Trickserei klappte er dann doch noch ;-)

Danach hieß es mal wieder warten.

Die Wartezeit wurde "überbrückt" indem ich noch dreimal vom Impfzentrum angeschrieben wurde. Das erste Mal, um mir mitzuteilen, dass mein Termin am 28. Mai erfolgreich storniert wurde.

Das zweite Mal ein paar Wochen später, um mich daran zu erinnern, dass der 28. Mai von mir storniert wurde und ich mich bitte schleunigst um einen neuen Termin kümmern sollte, falls ich das noch nicht gemacht hätte.

Und dann ein drittes Mal, zwei Tage vor dem neuen Termin. Ein Aufklärungsblatt wurde als PDF gemailt, welches ich unterschrieben zum Termin mitbringen musste. Darin wurde ich darüber informiert, dass ich vom Alter her nicht in der AstraZeneca Empfehlung der STIKO wäre, aber mein Impfarzt den Nutzen bei mir viel höher einschätzt als die Risiken. Da ich mich freiwillig wieder mit AstraZeneca impfen lassen will, sollte ich doch bitte mit meiner Unterschrift bestätigen, dass ich mir über alles im Klaren wäre etc. pp. 
Man sichert sich wohl doppelt und dreifach ab. Soll mir egal sein. Ich hab Vertrauen zu diesem Impfstoff. Ich will es endlich hinter mir haben.

Auch die Meldungen über Verunreinigungen in manchen Chargen von AstraZeneca, die ein paar Tage vor meinem Termin die Runde machten, konnten mich nicht umstimmen.

Und so machte ich mich am Donnerstag, den 27. Mai 2021 um 18:15 Uhr mit der Straßenbahn ein zweites Mal auf den Weg zum Zentralen Impfzentrum, um mich ein zweites Mal pieksen zu lassen.
 
Um zur entsprechenden Haltestelle zu kommen, fährt die Straßenbahn einmal am Messegebäude entlang. Vom Fenster aus konnte ich eine riesige Schlange sehen, die vor dem Eingang zum Impfzentrum anstand. Au Backe! Das wird wohl dieses Mal deutlich länger dauern :-/
Ich reihte mich also in die lange Schlange ein. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit. In Wirklichkeit waren trotzdem noch gute 15 Minuten, bis ich endlich vor der Ordnerin stand, die die Terminbestätigung kontrollierte und einen rein ließ. Ein anderer Ordner fischte die Ü60 Fraktion aus der Schlange heraus. Da wurde scheinbar getrennt. Und weil bei den Ü60ern um diese Uhrzeit scheinbar weniger los war, durften die alle vor.
Als ich es an der "Türsteherin" vorbei geschafft hatte, lief das Prozedere eigentlich fast genauso ab, wie beim ersten Mal. Die Ü60er wurden nach links geschickt, direkt zur Registrierung. Die Jüngeren mussten geradeaus durch - zuerst einmal zum "Vorgespräch". 

Als ich mich dort in die nächste lange Schlange einreihte, fiel mir auf, dass der Typ in der gelben Jacke, der zuerst vor mir gestanden hatte, plötzlich ein ganzes Stück hinter mir war.
Während ich beim ersten Mal an dierser Stelle bereits an zig Desinfektionsspendern vorbei gekommen war, waren die hier nun etwas spärlich verteilt.

Die Schlange wurde vor dem nächsten Checkpoint in zwei Hälften geteilt und so ging es doch zügiger voran als gedacht. Nach nur wenigen Augenblicken, stand ich einem jungen Mann gegenüber, der Personalausweis und Impfpass kontrollierte. Danach durfte ich mir dann endlich mal die Hände desinfizieren und mich in die nächste Schlange einreihen. 

Es folgte das "Aufklärungsgespräch". Eigentlich war es ein Witz. Man sagte mir nur, dass ich mich ja freiwillig und bewusst wieder für AstraZeneca entschieden hätte, gab mir die Chance, jetzt noch meine Meinung zu ändern - als hätte ich aus Spaß schon so lange angestanden! - und sagte mir, ich solle speziell in den nächsten 6-14 Tagen auf die in der Einverständniserklärung vermerkten Symptome achten. Das war's. Halt, nein! Der Mann stutze. "Sie sind ja zu früh!" Ich blickte verwirrt auf die Uhr. Wieso? Termin um 19 Uhr. Inzwischen war es deutlich nach 19 Uhr.

Der Mann erklärte mir, dass bei mir noch nichtmal 9 Wochen rum wären. Erst 8 Wochen und 6 Tage! Inzwischen sind sie angewiesen, AstraZeneca im Abstand von 12 Wochen zu verimpfen. Der Kerl wollte mich doch glatt wieder nach Hause schicken! Hallo?! Ich hab nen halben Herzkasper bekommen. So aber nicht! Ich hatte bei der Wahl dieses Termins ja nicht wirklich eine Wahl. Es ging doch nur dieser eine Tag! Und dass sich zwischenzeitlich irgendwelche Regeln geändert hatten bei dem ganzen Astra-Hin-und-Her, da kann doch ich nichts für. Ob er sich wegen diesen paar Stunden bis zur vollendeten 9. Woche jetzt wirklich so anstellen würde? Zumal es doch inzwischen eh heißt, dass man die Impfung in regelmäßigen Abständen wird auffrischen müssen. "Hmmm...", machte er. Er würde jetzt ein Auge zudrücken und meine Bescheinigung abstempeln. Er könne aber nicht versprechen, dass ich am Ende aber auch die Spritze bekäme. Das würde der Arzt entscheiden. Auch das noch...

Mit etwas mulmigem Gefühl ging es weiter zum nächsten Checkpoint. Fieber messen. "Fühlen Sie sich krank?" Nein! Und schon ging es weiter.

Nächster Checkpoint. Hier wurden beim ersten Mal meine ganzen Belege kontrolliert (die ich auch unbedingt dieses Mal wieder mitbringen sollte) und die Krankenkassenkarte eingelesen. Dieses Mal wollten sie nur DEN Stempel (vom Bürokraten-Heini) und meinen Perso sehen. Ich bekam wieder meinen Laufzettel. "Bitte links halten und weiter gehen.".

Nun stand ich in der Schlage vor den Impfkabinen. Es war nicht wirklich ein Stop and Go, sondern eher wie zähfließender Verkehr. Und so hatte ich doch recht zügig den nächsten Ordner erreicht, der einem eine frei werdende Impfkabine zuteilte.

Hier ging es ratzfatz. Ich saß nicht lange vor der Kabine. Der Arzt kam schon raus, ob er mir seine Fragen schon hier draußen stellen dürfte. Klar doch. Ob ich über evtl. Nebenwirkungen bescheid wisse und ob ich noch Fragen hätte, waren seine einzigen Fragen. Ich hab ihm gesagt, dass ich das schon ausführlich mit meinem Hausarzt erörtert hätte. "Schön! Das freut mich zu hören.". Dann kam die Dame, die vor mir dran war raus, ich ging rein. Ich gab den Impfpass ab, bekam die Spritze und das war's. Außer dem Korinthenkacker am Anfang hat sich keine Sau mehr für das Datum der ersten Impfung interessiert!
Ich folgte der roten Linie zum Wartebereich, blieb 15 Minuten am Handy daddelnd sitzen, gab dann meinen Laufzettel ab und fuhr wieder nach Hause.

Falls sich jetzt irgendwer über Datenschutz Gedanken macht. Keine Sorge. Das stetige Gemurmel von hunderten Menschen übertönte jedes einzelne Gespräch und man verstand als Wartender nicht ein einziges Wort von jemand anderem :-) Es war wie das Summen in einem Bienenstock. Da hört man auch nicht die einzelne Biene heraus.
Den Abend ging es mir super. Aber ich war platt. Obwohl ich das dieses Mal nicht der Impfung anlaste. Es war einfach ein sehr langer Tag. Denn natürlich fuhr mir an der Messe die Bahn vor der Nase weg und mit der nächsten war ich dann endlich mal um 20:35 Uhr daheim.

Das Prozedere im Impfzentrum hatte beim ersten Mal nur 30 Minuten von Eingang bis Ausgang gedauert. Dieses Mal war so viel los, dass es weit über eine Stunde Zeit verschlang. Wie gut, dass ich vorher schon was gegessen hatte :-D

Die Nacht war gut. Ich hab super geschlafen. Fester als sonst. Keine Schmerzen in Kopf oder Gliedern, die mich wach gehalten hätten. 

Der Tag nach der Impfung war ein halber Arbeitstag. Den halben Tag Urlaub hab ich mir zum Glück erhalten. Außer einer leicht druckempfindlichen Stelle rund um den Einstich, hatte ich gar nichts. Allerdings merkte ich am späteren Vormittag, dass ich ziemlich unkonzentriert war beim Arbeiten und Mittags war ich schon deutlich müder als sonst, um diese Zeit. Von daher war es gut, dass ich um kurz nach 12 Uhr die Segel gestrichen habe.

Den Nachmittag habe ich geschäftig daheim verbracht. Mit Pausen zwischendurch. So müde, dass ich mich hätte hinlegen wollen oder müssen, war ich dann aber doch nicht. 

Fazit: Die zweite Impfung mit AstraZeneca war deutlich besser als die erste :-) In 14 Tagen genieße ich also den vollen Impfschutz und kann auf etwaiges "Nasepopeln" vorerst verzichten. 

Wusstet ihr eigentlich, dass der Impfstoff gar nicht AstraZeneca heißt? Mir war das bis vor kurzem gar nicht klar. Jeder sagt ja immer, er ließe sich mit AstraZeneca oder Biontech impfen. Das sind aber nur die Produzenten. Die Impfstoffe selbst, haben tatsächlich ganz andere - zum Teil unaussprechliche Namen :-D

Der Impfstoff von AstraZeneca z. B., heißt Vaxzevria und der von Biontech trägt den schönen Namen Comirnaty ;-)




Anmerkung:
Die Polizei rät dringend davon ab, ganz stolz seinen Impfpass in den sozialen Medien oder im Internet zu zeigen. Denn mit den unzensierten Daten werden von kriminellen Arschgeigen Impfpässe gefälscht! Daher, wenn ihr (wie ich) stolz auf euren Impfnachweis seid, macht bitte die Lot-Nummer des Impfstoffs und die Unterschrift (und ggf. den kompletten Stempel) des impfenden Arztes unkenntlich, bevor ihr das Bild hochladet!

Sonntag, 28. März 2021

Küss mir die Kimme, Corona!

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Ich hatte das Glück, in der Impfreihenfolge ein deutliches Stück nach vorne zu rutschen. Eigentlich wäre ich eine der letzten Menschen in diesem Land gewesen, die impfberechtigt wären. Nicht krank genug, nicht alt genug, nicht fett genug um in die Gruppe 2 zu kommen. Eigentlich eine tolle Sache, so gesund zu sein. In diesem Falle hat es mich aber mehr als genervt. Ich habe großes Vertrauen in die moderne Medizin und vertraue Ärzten. Ich wollte unbedingt geimpft werden, lieber früher als später. Und wenn man will und nicht darf, ist es sehr frustrierend Leute zu erleben, die dürfen und nicht wollen (wie unsere Freundin S zum Beispiel).
 
Und so habe ich nicht eine Sekunde gezögert, als ich gefragt wurde, ob ich eine Impfberechtigung haben wolle. Natürlich will ich!
 
In Baden-Württemberg (vielleicht auch in anderen Bundesländern?) darf eine Ü80 Person, die pflegebedürftig ist und noch in den eigenen 4 Wänden lebt (= SchwieMu), maximal  2 (enge) Personen bestimmen, die in der Impfreihenfolge nach vorne kommen und die dann gleich geimpft werden dürfen.

Schwägerin B war natürlich die erste! Denn sie ist jede Woche bei SchwieMu. Dann hätte eigentlich Schatz gesollt. Immerhin ist er ja der Sohn. Aber Schatz wollte nicht. Er will zwar auch unbedingt geimpft werden, aber er hat keinen Bock auf Impfzentrum, fremde Menschen und vor allem nicht auf einen fremden Arzt. Er steht bei unserem Hausarzt auf der Warteliste und wird informiert, sobald unser Doc loslegen kann/darf und Schatz an der Reihe ist. Wobei der Hausarzt schon meinte, Schatz sei einer der ersten, die dran kämen, auf Grund seiner "Wehwehchen" :-) Schatz wird also auf den Impfstart in den Hausarztpraxen hoffen, der ja auch bald losgehen soll.

Außerdem gab Schatz mir den Vortritt, weil ich ja eh immer im ÖPNV unterwegs bin und den Großteil unserer Einkäufe mache, in der Impfreihenfolge eigentlich am Hintern der Schlange wäre und somit deutlich gefährdeter wäre als er, mir das Virus einzufangen. Dem konnte ich wahrlich nicht widersprechen. 

Und so kam es, dass SchwieMu und B einen Antrag ausfüllten und Belege kopierten. SchwieMu musste ihr Alter nachweisen und dass sie Geld von der Pflegekasse bekommt. 

Die Frage nach der Impfberechtigung kam am 6. März auf. Eine Woche zuvor war die Verordnung mit den 2 engen Personen in Kraft getreten.

Am 8. März machten B und SchwieMu die Formulare fertig. Als ich am 8. März morgens ins Büro kam, versuchte ich gleich mein Glück bei der online Terminbuchung. So konnte ich die Wartezeit, bis der Rechner im Büro hochgefahren war, sinnvoll nutzen. Ich hatte super viel Glück und bekam direkt zwei Terminpaare angeboten - der erste noch im März! Ich hab mich prompt für die beiden Freitags-Termine entschieden. Eine pseudo Kurzprüfung, ob ich impfberechtigt bin und diverse Sicherheits-Bestätigungen per SMS-Code und E-Mail Verifizierung später, hatte ich die Terminbestätigung per E-Mail in der Tasche. Das ganze hat kaum 15 Minuten gedauert!

In der Terminbestätigung wurde dann auch gleich mitgeteilt, dass ich mit AstraZeneca geimpft würde.
 
Ich hatte mit SchwieMu für den 11. März die Abholung der Unterlagen vereinbart. Danach hieß es warten.

Zwischendrin der Schock, als die Impfungen mit AstraZeneca eingestellt wurden. Genau einen Tag, bevor B ihren Impftermin hatte! Sie hatte Glück und wurde stattdessen einfach mit Biontech geimpft.

Bis es bei mir soweit war, war AstraZeneca aber schon wieder im Rennen. Für mich hatte sich also nichts geändert.

Am Freitag, den 26. März 2021 war es dann endlich soweit. Der Tag war schon irgendwie besonders. Besonders stressig, weil es der letzte Arbeitstag vor dem Oster-Urlaub war. Außerdem fand an diesem Tag die Beisetzung der Quasi-Oma statt.

Ich hab um Punkt 16 Uhr das Büro verlassen. Mit der 16:06 Uhr Straßenbahn fuhr ich zur Messe. Seit dort vor gut einem halben Jahr die Straßenbahn verlängert worden ist, kann man direkt vor das Messegebäude fahren.
Ich bin dort um 16:35 Uhr angekommen, musste nur einmal kurz über die Straße und zum Eingang des Impfzentrums vorlaufen.

Um 16:40 Uhr stand ich vorm Impfzentrum. Mein Termin war um 16:45 Uhr. Perfektes Timing. Aber es stand auch eine Tafel draußen, die einem mitteilte, dass man frühestens 30 Minuten vor seinem Termin eingelassen wird. Eine zweite Tafel verkündete, dass "heute nur AstraZeneca" verimpft würde.
Draußen am Eingang standen Ordner. Die überprüften direkt mal die Terminbestätigung. Ohne durfte man nichtmal ins Gebäude. Meine Terminbestätigung hatte ich schon griffbereit. Mir wurde dann freundlich erklärt, wo ich als nächstes hin sollte.

Checkpoint 1:
Überall am Boden waren Markierungen zum Abstand halten angebracht. Bis zum ersten Checkpoint kam ich an 2 Desinfektionsspendern vorbei.

Ich hatte 2 Leute vor mir und bekam mit, dass der Personalausweis kontrolliert wurde. Den hab ich also gleich mal vorgekramt, während ich noch anstand. Am Checkpoint wurde dann nochmal die Terminbestätigung kontrolliert, meine Daten mit dem Perso abgeglichen und mein Name auf einer Liste abgehakt. Ich wurde eine Station weiter geschickt.

Checkpoint 2:
Ich wurde gefragt, ob ich mich krank fühle und es wurde Fieber gemessen. Ich hatte schon schiss, dass das Gerät piepst. Denn ich schwitzte wie Sau. Aufregung, 17 Grad und FFP2 Maske sind keine tolle Kombination ;-) Aber alles OK... Und weiter ging es auf dem vorgegebenen Pfad.

Checkpoint 3:
Die 3. Station sah aus wie eine riesige Schalterhalle. Überll standen Tische mit Plexiglas, abgetrennt durch einfache Stellwände. Es erinnerte an eine riesige Schalterhalle, wie es sie früher in Bahnhöfen gab. Eine nette Dame wies mich einem Schalter zu. Dort durfte ich dann ein letztes Mal meinen Perso vorzeigen. Meine Krankenkassenkarte wurde eingelesen und die Formulare geprüft, die ich von SchwieMu bekommen hatte und die mich zur Impfung berechtigten. Eine kurze Anamnese wurde durchgeführt: Schwanger? Stillend? Immunkrankheiten? Chronische Erkrankungen? Schonmal Covid gehabt? Andere Impfung in den letzten 2 Wochen erhalten? Schonmal allergisch auf eine Impfung reagiert? Allergien überhaupt? Ob ich wirklich und mit AstraZeneca geimpft werden wolle? Und so weiter und so fort. Als ich alle Fragen beantwortet hatte - ich kam mir vor, wie bei einer Eignungsprüfung - grinste die Dame mich (mit ihren Augen) an. "So, dass war's schon! Haben Sie noch irgendwelche Fragen zur Impfung?" Nein, hatte ich nicht. Zwei Unterschriften durfte ich noch leisten, ich bekam einen Laufzettel und dann wurde mir der Weg zu den Impfkabinen gewiesen.

Die Impfung:
Vor den Impfkabinen ein bekanntes Bild. Anstehen! Wer schonmal im Freizeitpark an einer beliebten Attraktion angestanden hat, wird ein Déjà-vu bekommen ;-) Nur des es hier deutlich ruhiger und mit mehr Abstand zuging. Ich hab gedacht, ich würde ewig anstehen müssen (seitlich standen auch tatsächlich Stühle mit 2 m Abstand!). Die Schlange zog sich in mehreren Windungen um die Absperrbänder. Aber dann ging es doch super flott.
Am Ende der Schlange wieder eine nette Ordnerin, die einem eine Impfkabine zuwies. Dort sollte ich dann Platz nehmen. Ich hab gerade lange genug gesessen, um meinen Perso wieder richtig einzupacken und den Geldbeutel im Rucksack zu verstauen, da linste eine Dame in blauem Kittel um die Ecke: "Wenn der Herr rauskommt, dürfen Sie gleich reinkommen!". Sie war noch keine 30 Sekunden weg, da kam ein Mann aus dem engen Gang zwischen den Kabinen.

Ich bin rein, durfte mich gleich auf den Stuhl setzten und den Arm frei machen. Während die Dame in Blau verschwand, um den Impfstoff zu holen (der musste für jeden Patienten frisch abgeholt werden, was die Ärztin wirklich nervig fand), fragte mich eine andere Dame nochmal Stichprobenartig die Fragen der Kurzanamnese ab. Ob ich noch Fragen hätte? Nö. Ob ich mir wirklich sicher wäre, jetzt mit AstraZeneca geimpft zu werden. Jahaaa! "Sie haben alle meine Fragen zu meiner vollsten Zufriedenheit beantwortet." Sie hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da sagte die Dame in Blau, es würde jetzt kurz kalt und dann "Ich impfe Sie jetzt!". Ein kurzer Pieks. Ein leichtes brennen, als sich der Impfstoff um die Einstichstelle verteilte. Das war's!

Ich wurde angewiesen, der roten Linie bis zum Wartebereich zu folgen und mich dort dann bis mindestens 17:14 Uhr niederzulassen - falls allergische Reaktionen oder sonstwas auftreten würden. Sollte es mir in 15 Minuten immer noch gut gehen, könnte ich einfach gehen.

Der Wartebereich:
Eine riesige Fläche mit zig Stühlen, die in gebührendem Abstand zu einander aufgestellt waren. Im Hintergrund lief Musik, auf einem Bildschirm flimmerte NTV. Für Besucher gab es 30 Minuten gratis W-Lan. Sogar eine Kaffee-Bar gab es! Ich hab brav meine Zeit abgesessen, das gratis W-Lan benutzt um etwas "am Handy zu spielen" und dann durfte ich gehen.
Checkpoint 4:
Hier durfte ich meinen Laufzettel abgeben und wurde gefragt, ob ich schon einen Termin für die zweite Impfung hätte. Nachdem ich das bejahte, war ich entlassen. Das war's! Kein Hexenwerk!
Als ich aus dem Impfzentrum wieder raus kam, sah ich die Straßenbahn in die Wendeschleife fahren und hab einen Zahn zugelegt. Nichts wie ab nach Hause :-D
Man kann über die Regierung und deren teilweise verursachtes Chaos und miese Entscheidungen schimpfen wie man will. Das Impfzentrum (zumindest unseres in Freiburg) lief wie ein schweizer Uhrwerk! Überall Ordner, überall Markierungen zum Abstand halten, alle paar Meter ein Desinfektionsspender. Ich hätte mir auf dem Parcours durchs Impfzentrum schätzungsweise 10-15 Mal die Hände desinfizieren können. Gemacht habe ich es nur am Eingang und am Ausgang. Sämtliches Personal, mit dem ich interagiert habe war super freundlich und hilfsbereit.

Vom Eingang bis zum Ausgang hat das ganze Prozedere nur gute 30 Minuten gedauert! Ich hatte mit deutlich mehr Zeit gerechnet und war mehr als erstaunt, dass ich so schnell wieder draußen war.

Manche Ärzte empfehlen, 15-20 Minuten vor der Impfung und 5 Stunden nach der Impfung eine Paracetamol zu nehmen, um etwaige starke Impfreaktionen zu mildern bzw. zu unterbinden.

Meine Freundin AA hat das so gemacht und hat absolut Null Impfreaktionen gespürt - außer eine kleine Beule, wo die Einstichstelle war.

Ich wollte das eigentlich auch machen. Wegen des Stresses auf der Arbeit, hab ich das aber völlig vergessen. Später las ich online im Ärzteblatt, dass nicht alle Ärzte die vorsorgliche Einnahme von Paracetamol gutheißen, weil es wohl inzwischen Studien gibt, die belegen, dass die präventielle Einnahme von Paracetamol die Produktion von Antikörpern im Körper verringern kann (so hab ich es zumindest verstanden). Also, doch gut, dass ich der Natur ihren Lauf gelassen habe?!

Ich hab später mal Fieber gemessen, weil ich dachte, mir sei so heiß. Aber ich hab einfach nur so geschwitzt wie Sau. Das Fieberthermometer zeigte tolle 37,2 Grad an :-D

Weil es mir auch kurz vor dem Schlafengehen noch super ging (ich war nur sehr plötzlich extrem müde geworden), hab ich auch im Nachgang keine Medikamente eingenommen. Um 22 Uhr lag ich im Bett.

Die Nacht nach der Impfung:
Mein Körper scheint ordentlich an der Impfung gearbeitet zu haben. Das werte ich als super Zeichen. Mein RUHEpuls, lag in der Nacht zwischen 85 und 95 Schlägen pro Minute. Das ist heftig. Allerdings war ich so platt, dass mich das nicht am Einschlafen gehindert hat ;-)

Der Tag nach der Impfung:
Ich habe kein Fieber entwickelt, keinen Ausschlag und keine Kopfschmerzen bekommen. Mein Ruhepuls war am Morgen auch wieder bei normalen 60-63 Schlägen pro Minute. Im linken Arm, wo ich die Impfug bekommen habe, hat sich ein Gefühl wie "Muskelkater" eingestellt. Das kenne ich schon von der Grippeimpfung. Ist nicht weiter tragisch. Damit kann ich sehr gut leben. Alle Gegenstände, die für mich nur mit Zwicken und Zwacken erreichbar waren (in der Küche z. B.), hat der Mann für mich herunter geholt.

Rücksprache mit einem bereits geimpften Bekannten ergab, dass sich bei ihm (und seiner Kollegin), das Fieber etwa 15-16 Stunden nach der Injektion eingestellt hatte. Als wir uns unterhielten, waren bei mir schon reichlich 16 Stunden vergangen :-)
 
Die Freundin meines Bruders (Erzieherin in einer Kita) wurde am gleichen Tag geimpft wie ich. Sie hatte abends Schüttelfrost und am Folgetag Schwindel, Kopfschmerzen und Ohrenschmerzen, die nach der Einnahme einer Aspirin aber schnell wieder verschwanden. Ansonsten ging es ihr echt gut.

Auch den restlichen Tag hatte ich eigentlich nur "Arm". Ich war morgens ungewöhnlich früh wach. Aber für einen Spaziergang war ich definitiv fit genug - dachte ich. Nach 30 Minuten war ich allerings froh, wieder daheim zu sein. Wir hatten keine Steigungen und ich fühlte mich so kurzatmig, als sei ich einen steilen Berg hochgewandert. Ich bekam vor Anstrengung so ein komisches Gefühl im Kopf - wie in Watte gepackt und ein Rauschen im Ohr. Und wieso taten mir die Beine so weh? Auch wie ein fieser Muskelkater. Als ich daheim eine Weile auf der Couch saß, ließ das aber schnell wieder nach.
 
Etwa 23 Stunden nach der Impfung war ich - von jetzt auf gleich - wieder hundemüde und mein Kopf fühlte sich irgendwie komisch an (wie ein leichter Schwindel). Außerdem war mir saukalt. Kontrolle mit dem Fieberthermometer: 37,3 Grad. Alles im Lot. Also doch nur müde und darum am frieren. Ich hab mich etwas über eine Stunde ins Bett gepackt. Danach ging es deutlich besser :-) Mein Körper arbeitet schwer an der Antikörperproduktion. Ich gönnte ihm weiter runter. 

Tag 2 nach der Impfung:
Geschlafen habe ich wie ein Stein. Weiterhin kein Fieber. Ich kann den Arm wieder heben. Eine winzige "Druckstelle" ist geblieben. Die stört aber absolut nicht mehr. Während ich gestern beim Deo auftragen noch das Gesicht verzogen habe, ging das heute schon wieder wie gewohnt. Ich bin nicht mehr müde. Eigentlich fühle ich mich heute wie vor der Impfung. Nur der Heuschnupfen nervt wie gewohnt. Fazit: Ich war nur einen Tag nach der Impfung etwas groggy. Ansonsten keine heftigen Impfreaktionen. Ich kann mich nicht beklagen - und das ohne vorsorglich irgendwas eingenommen zu haben. 

Von den 5 Leuten, die ich kenne, die schon geimpft wurden, haben - bis auf einen - alle von wenigen oder gar keinen Impfreaktionen bei AstraZeneca berichtet. Nur einer lag 2-3 Tage mit hohem Fieber flach, wobei es ihm am 4. Tag auch schon wieder deutlich besser ging. Ich denke, das ist alles zu verkraften, wenn man die möglichen Alternativen bedenkt (Intensivstation, Beatmung oder Long-Covid).


Meine persönliche Empfehlung:
Lasst euch impfen - auch mit AstraZeneca :-)



Und, nein! Ich habe gar kein schlechtes Gewissen, dass ich jetzt schon geimpft wurde, obwohl ich noch lange nicht dran gewesen wäre. Es gibt so viele Leute, die sich impfen lassen dürften und es, aus was auch immer für Gründen, nicht tun. Dabei zählt doch bei den rapide steigenden Zahlen jeder geimpfte Mensch! Das Impfen geht in Deutschland leider immer noch viel zu langsam voran. Von daher bin ich froh, dass ich die erste Dosis bereits erhalten habe. Ich habe nicht das Gefühl, jemandem den Platz weggenommen zu haben. Sonst wäre ich sicherlich nicht so schnell an einen Termin gekommen. Ich würde mich immer wieder so entscheiden. 

Edit am 19.04.2021:
Meine erste Impfung mit AstraZeneca ist nun 3 Wochen her. Nach allem was ich gelesen habe, bin ich mit allem durch, denn diese ominösen Hirnvenenthrombosen entwickeln sich wohl 4-16 Tage nach der Impfung. Ich hatte außer an dem Tag nach der Impfung absolut gar nichts. Die zweite Impfung steht immer noch am 28. Mai an. Was ich da dann bekomme, ist noch nicht mitgeteilt worden. Wahrscheinlich aber Biontech oder Moderna. Ehrlich? Ich würde auch nochmal AstraZeneca nehmen ;-)

Anmerkung:
Die Polizei rät dringend davon ab, ganz stolz seinen Impfpass in den sozialen Medien oder im Internet zu zeigen. Denn mit den unzensierten Daten werden von kriminellen Arschgeigen Impfpässe gefälscht! Daher, wenn ihr (wie ich) stolz auf euren Impfnachweis seid, macht bitte die Lot-Nummer des Impfstoffs und die Unterschrift (und ggf. den kompletten Stempel) des impfenden Arztes unkenntlich, bevor ihr das Bild hochladet!